Die Stunde der Herrlichkeit: Das Kreuz und die Auferstehung

Lektion 12, 4. Quartal, 14.-20. Dezember 2024

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Sabbat Nachmittag am 14. Dezember

Erinnerungstext:

„Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du also ein König? Jesus antwortete: Du sagst es; ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe; jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. Johannes 18:37


Ein Erdbeben kennzeichnete die Stunde, da Jesus sein Leben ließ; ein Erdbeben wiederum bezeugte den Augenblick, da er es im Triumph wiedernahm. Er, der Tod und Grab überwunden hatte, entstieg unter dem Schwanken der Erde, unter dem Zucken der Blitze und dem Rollen des Donners im Schritt eines Siegers seiner Gruft. Wenn er wiederkommen wird, dann wird er “nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel” (Hebräer 12,26) bewegen. “Die Erde wird taumeln wie ein Trunkener und wird hin und her geworfen wie eine schwankende Hütte.” Jesaja 24,20. “Der Himmel wird zusammengerollt werden wie eine Buchrolle.” Jesaja 34,4. “Die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrennen.” 2.Petrus 3,10. “Aber seinem Volk wird der Herr eine Zuflucht sein und eine Burg den Kindern Israel.” Joel 4,16. LJ 784.1

Bei Jesu Tod hatten die Soldaten die Erde am Tage in Finsternis gehüllt gesehen; bei seiner Auferstehung aber sahen sie, wie der Glanz der Engel die Nacht erleuchtete, und sie hörten die große Freude und den Jubel der himmlischen Scharen, als diese sangen: Du hast Satan und die Mächte der Finsternis überwunden; du hast den Tod verschlungen in den Sieg! LJ 784.2

Christus kam verherrlicht aus dem Grabe hervor, und die römischen Soldaten sahen ihn. Sie konnten ihre Augen nicht abwenden von dem Antlitz dessen, den sie vor kurzem noch so verspottet und verhöhnt hatten. In diesem verklärten Wesen erkannten sie den Gefangenen, den sie im Richthaus gesehen und dem sie eine Dornenkrone geflochten hatten. Das war genau er, der wehrlos vor Pilatus und Herodes gestanden hatte und dessen Leib durch die grausame Geißelung so schlimm zugerichtet worden war. Er war an das Kreuz genagelt worden, und über ihn hatten die Priester und Obersten überheblich ihre Köpfe geschüttelt, wobei sie ausriefen: “Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen.” Matthäus 27,42. Ihn hatte man in Josephs neues Grab gelegt. Aber der Befehl des Himmels hatte dem Gefangenen die Freiheit wiedergegeben. Würde man auch Berge über Berge auf sein Grab getürmt haben, nichts hätte ihn daran hindern können, das Grab zu verlassen. LJ 784.3

Sonntag, 15. Dezember

Was ist Wahrheit?


Lies Johannes 18:33–38. Worüber sprachen Pilatus und Jesus?

„ In der Hoffnung, von ihm die Wahrheit zu erfahren und zugleich dem Aufruhr der Menge zu entgehen, nahm Pilatus den Herrn beiseite und fragte ihn noch einmal: “Bist du der Juden König?” LJ 724.2

Der Heiland beantwortete diese Frage nicht unmittelbar. Er wußte, daß der Heilige Geist an Pilatus wirkte, und er gab ihm Gelegenheit, seiner Überzeugung Ausdruck zu verleihen. “Redest du das von dir selbst”, fragte er ihn, “oder haben’s dir andere von mir gesagt?” Johannes 18,33.34. Mit anderen Worten: Waren es die Anschuldigungen der Priester oder war es das Verlangen, mehr Licht von Christus zu erhalten, die Pilatus diese Frage eingaben? Der römische Landpfleger verstand die Bedeutung der Frage des Herrn; aber Stolz erhob sich in seinem Herzen. Er wollte nicht seine innere Überzeugung offenbaren, die ihn veranlaßt hatte, den Herrn zu befragen. So sagte er denn: “Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?” Johannes 18,35. LJ 724.3

Pilatus hat die gute Gelegenheit, die ihm Gott hiermit gab, ungenutzt vorübergehen lassen; dennoch erhellte ihm Jesus abermals sein Verständnis. Indem er die direkte Beantwortung der Frage des Pilatus umging, erklärte er ihm deutlich seine göttliche Sendung. So gab er dem Römer zu verstehen, daß er nicht nach irdischer Macht gestrebt hatte. LJ 724.4

Jesus sagte zu Pilatus: “Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.” Johannes 18,36.37. LJ 725.1

Christus bestätigte damit, daß sein Wort ein Schlüssel ist, der allen, die bereit sind, es zu empfangen, das Geheimnis Gottes erschließt. Es entfaltet eine in ihm selbst liegende Kraft, und nur so ist es erklärbar, daß sich Jesu Reich der Wahrheit so weit auszudehnen vermochte. Jesus wollte Pilatus verständlich machen, daß sein verpfuschtes Leben nur erneuert werden könne, wenn er die göttliche Wahrheit annehmen und in ihr aufgehen würde. LJ 725.2

Pilatus hatte den Wunsch, die Wahrheit kennenzulernen. Er war innerlich beunruhigt und klammerte sich an Jesu Worte. Sein Herz sehnte sich danach, zu erfahren, was es mit der von Jesus verkündigten Wahrheit auf sich habe und wie er sie erlangen könne. “Was ist Wahrheit?” (Johannes 18,38), fragte er den Herrn. Doch wartete er eine Antwort nicht mehr ab. Der Lärm draußen gemahnte ihn an die Bedeutung dieser Stunde; denn die Priester verlangten ungestüm eine sofortige Entscheidung. Er ging zu den Juden hinaus und erklärte ihnen mit Nachdruck: “Ich finde keine Schuld an ihm.” LJ 725.3

„Wenn die Wahrheit im Herzen aufgenommen wird, beginnt sie, den Empfänger zu läutern und zu heiligen. Wer die Wahrheit schätzt, wird nicht das Gefühl haben, dass er keine Erleuchtung mehr braucht, sondern bei der Umsetzung der Wahrheit in seinem praktischen Leben erkennen, dass er beständig Licht braucht, um an Wissen zuzunehmen. Wenn er die Wahrheit in sein Leben bringt, wird er seine wahre Unwissenheit spüren und die Notwendigkeit einer gründlicheren Ausbildung erkennen, damit er versteht, wie er seine Fähigkeiten am besten einsetzen kann.“ CE 137.2

Montag, 16. Dezember

Siehe der Mensch


Lies Johannes 18:38–19:5. Wie versuchte Pilatus, die Menschen davon zu überzeugen, die Freilassung Jesu zu fordern?

Er ging zu den Juden hinaus und erklärte ihnen mit Nachdruck: “Ich finde keine Schuld an ihm.” LJ 725.3

Diese Worte eines heidnischen Richters waren eine vernichtende Anklage gegen die Hinterlist und Falschheit der Obersten in Israel, die den Heiland verklagten. Als die Priester und Ältesten die Worte des Pilatus hörten, kannten ihre Wut und Enttäuschung keine Grenzen. Lange hatten sie Pläne geschmiedet und auf eine solche Gelegenheit gewartet! Als sie jetzt die Möglichkeit der Freilassung erkannten, hätten sie Jesus am liebsten in Stücke gerissen. Mit lauter Stimme klagten sie Pilatus an und drohten ihm mit einem Verweis der römischen Verwaltung. Sie warfen ihm vor, er habe sich geweigert, diesen Jesus, der sich, so erklärten sie, gegen den Kaiser erhoben hätte, zu verurteilen. LJ 725.4

Erregte Stimmen wurden laut, die behaupteten, daß der aufrührerische Einfluß Jesu doch im ganzen Land bekannt sei. Die Priester riefen: “Er wiegelt das Volk auf damit, daß er lehrt hin und her im ganzen jüdischen Lande und hat in Galiläa angefangen bis hierher.” Lukas 23,5. LJ 725.5

Pilatus hatte bis dahin nicht die Absicht gehabt, Jesus zu verurteilen; denn er wußte, daß die Klage der Juden nur aus Haß und Vorurteil erfolgt war. Auch kannte er seine Pflicht genau. Die Gerechtigkeit verlangte, Jesus sofort wieder freizulassen; doch fürchtete Pilatus den Unwillen des Volkes. Weigerte er sich, ihnen Jesus zu überantworten, würde sich ein Tumult erheben, und diesen scheute er. Als er hörte, daß Jesus aus Galiläa stammte, beschloß er, ihn zu Herodes zu senden, den König über jene Provinz, der sich gerade in Jerusalem aufhielt. Auf diese Weise gedachte er die Verantwortung für die Gerichtsverhandlung von sich auf Herodes zu schieben. Zugleich sah er darin eine gute Gelegenheit, einen alten Streit zwischen ihm und Herodes zu schlichten. Und so geschah es. Die beiden Herrscher schlossen Freundschaft über dem Verhör des Heilandes. LJ 726.1

So gefühllos Herodes auch war, er wagte es nicht, das Urteil über Jesus zu bestätigen. Er wollte sich von dieser schrecklichen Verantwortung befreien und sandte Jesus wieder zum römischen Richthaus zurück. LJ 730.1

Pilatus war enttäuscht und sehr unwillig. Als die Juden mit ihrem Gefangenen zurückkamen, fragte er sie ungeduldig, was er nach ihrer Meinung noch tun solle. Er erinnerte sie daran, daß er Jesus bereits verhört und keine Schuld an ihm gefunden habe. Auch sagte er ihnen, daß sie ihn zwar verklagt hätten, ohne jedoch in der Lage gewesen zu sein, auch nur einen Anklagepunkt zu beweisen. Er habe Jesus zu Herodes gesandt, dem Vierfürsten in Galiläa — einem Juden wie sie auch —, doch auch dieser hatte nichts Todeswürdiges an ihm finden können. “Ich will ihn also züchtigen lassen und losgeben.” Lukas 23,16. LJ 730.2

Hier zeigte Pilatus seine Schwäche. Er hatte erklärt, daß Jesus unschuldig sei; dennoch wollte er ihn um seiner Verkläger willen geißeln lassen. Er war bereit, Grundsätze und Gerechtigkeit zu opfern, um mit dem Volke einen Vergleich zu schließen. Er brachte sich aber dadurch selbst in eine ungünstige Lage. Die Menge rechnete jetzt mit seiner Unentschlossenheit und forderte dreister das Leben des Gefangenen. Wäre Pilatus anfangs fest geblieben und hätte er sich geweigert, einen als unschuldig erfundenen Menschen zu verurteilen, dann würde er die unheilvolle Kette zerbrochen haben, die ihn ein Leben lang an Schuld und Gewissensnot binden sollte. Hätte er von Anfang an gemäß seiner Überzeugung gehandelt, wären die Juden nicht so anmaßend geworden, ihm Vorschriften zu machen. Christus wäre getötet worden; aber die Schuld hätte nicht auf Pilatus gelastet. Doch nun hatte er Schritt für Schritt sein Gewissen preisgegeben. Er hatte es unterlassen, gerecht und unparteiisch zu handeln, und fand sich jetzt nahezu hilflos in den Händen der Priester und Obersten. Sein Schwanken und seine Unentschlossenheit gereichten ihm schließlich zum Verderben. LJ 730.3

Dienstag, 17. Dezember

„Es ist vollbracht“


Sobald man Jesus ans Kreuz genagelt hatte, wurde dieses von kräftigen Männern angehoben und mit aller Gewalt in das dafür vorbereitete Loch gestoßen. Dieses Aufrichten des Kreuzes verursachte dem Sohn Gottes die heftigsten Schmerzen. Pilatus ließ über dem Haupt Jesu eine Inschrift in Hebräisch, Griechisch und Lateinisch ans Kreuz heften, auf der zu lesen stand: “Jesus von Nazareth, der Juden König.” Johannes 19,19. Diese Worte ärgerten die Juden. Im Gerichtssaal hatten sie gerufen: “Kreuzige ihn!... Wir haben keinen König denn den Kaiser.” Johannes 19,15. Sie hatten jeden als Verräter bezeichnet, der sich zu einem andern König bekannte. Pilatus faßte also in der Inschrift über dem Kreuz nur zusammen, was die Juden als ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hatten. Es bestand keine andere Anklage gegen Jesus als die, der König der Juden zu sein. Jene Inschrift war eigentlich eine Bestätigung der Untertanenpflicht der Juden gegenüber der römischen Macht. Sie besagte nämlich, daß jeder, der den Anspruch erhebe, König von Israel zu sein, des Todes würdig sei. Die Priester waren zu weit gegangen. Als sie über Jesu Tod berieten, hatte Kaiphas es für nützlicher gehalten, daß einer stürbe, denn daß das ganze Volk unterginge. Jetzt wurde ihre Heuchelei offenbar: um Jesus Christus zu vernichten, waren sie sogar bereit gewesen, ihre nationalen Belange aufs Spiel zu setzen. LJ 745.4

Als die Priester erkannten, welche Torheit sie begangen hatten, baten sie Pilatus, die Inschrift über dem Kreuz zu ändern. Sie sagten zu ihm: “Schreibe nicht: Der Juden König, sondern daß er gesagt habe: Ich bin der Juden König.” Aber Pilatus, der sich über seine frühere Schwäche ihnen gegenüber ärgerte und dazu die eifersüchtigen und listigen Priester und Obersten gründlich verachtete, erwiderte kalt: “Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.” Johannes 19,21.22.LJ 746.1

Diese Inschrift war unter dem Einfluß einer höheren Macht als der des Pilatus oder der Juden über Jesu Haupt angebracht worden. Nach göttlicher Bestimmung sollten dadurch die Menschen zum Nachdenken und zum Studium der heiligen Schriften angeregt werden. Der Ort der Kreuzigung lag nahe bei der Stadt. Tausende von Menschen aus vielen Nationen befanden sich in Jerusalem, und die Inschrift, die Jesus von Nazareth als den Messias bezeichnete, würde von ihnen gelesen werden. Sie war eine lebendige Wahrheit, niedergeschrieben von einer Hand, die Gott geführt hatte. LJ 746.2

Lies Johannes 19,25–27. Was für eine rührende Szene ereignete sich am Kreuz in Bezug auf die Mutter Jesu?

Sobald man Jesus ans Kreuz genagelt hatte, wurde dieses von kräftigen Männern angehoben und mit aller Gewalt in das dafür vorbereitete Loch gestoßen. Dieses Aufrichten des Kreuzes verursachte dem Sohn Gottes die heftigsten Schmerzen. Pilatus ließ über dem Haupt Jesu eine Inschrift in Hebräisch, Griechisch und Lateinisch ans Kreuz heften, auf der zu lesen stand: “Jesus von Nazareth, der Juden König.” Johannes 19,19. Diese Worte ärgerten die Juden. Im Gerichtssaal hatten sie gerufen: “Kreuzige ihn!... Wir haben keinen König denn den Kaiser.” Johannes 19,15. Sie hatten jeden als Verräter bezeichnet, der sich zu einem andern König bekannte. Pilatus faßte also in der Inschrift über dem Kreuz nur zusammen, was die Juden als ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hatten. Es bestand keine andere Anklage gegen Jesus als die, der König der Juden zu sein. Jene Inschrift war eigentlich eine Bestätigung der Untertanenpflicht der Juden gegenüber der römischen Macht. Sie besagte nämlich, daß jeder, der den Anspruch erhebe, König von Israel zu sein, des Todes würdig sei. Die Priester waren zu weit gegangen. Als sie über Jesu Tod berieten, hatte Kaiphas es für nützlicher gehalten, daß einer stürbe, denn daß das ganze Volk unterginge. Jetzt wurde ihre Heuchelei offenbar: um Jesus Christus zu vernichten, waren sie sogar bereit gewesen, ihre nationalen Belange aufs Spiel zu setzen. LJ 745.4

Lies Johannes 19,28–30. Welche Bedeutung haben die letzten Worte Jesu: „Es ist vollbracht“?

Als der Ruf: “Es ist vollbracht!” über die Lippen Jesu kam, wurde im Tempel gerade das Abendopfer dargebracht. Das Christus versinnbildende Opferlamm hatte man hereingeführt, damit es geschlachtet würde. Mit seinem symbolträchtigten, prachtvollen Gewand angetan, erhob der Priester gerade das Messer — ähnlich wie Abraham, als er im Begriff war, seinen Sohn zu töten. Gebannt verfolgt das Volk diese Handlung. Doch da zittert und bebt plötzlich die Erde unter ihren Füßen, denn der Herr selbst nähert sich. Mit durchdringendem Geräusch wird der innere Vorhang des Tempels von einer unsichtbaren Hand von oben bis unten durchgerissen, und das Allerheiligste, in dem Gott sich einst offenbart hatte, liegt den Blicken des Volkes offen. Hier hatte die Herrlichkeit (Schechina) Gottes geweilt, hier hatte Gott seine Macht über dem Gnadenstuhl offenbart. Allein der Hohepriester durfte den Vorhang zurückschieben, der den dahinterliegenden Raum vom übrigen Tempel trennte. Einmal im Jahr ging er dort hinein, um die Sünden des Volkes zu versöhnen. Doch dieser Vorhang ist nun in zwei Teile zerrissen. Der heiligste Ort des irdischen Heiligtums war nicht länger mehr eine geweihte Stätte. LJ 757.3

Überall herrschen Schrecken und Verwirrung. Der Priester wollte gerade das Opfertier töten, doch seiner kraftlosen Hand entfällt das Schlachtmesser, und das Opferlamm entschlüpft. Vorbild und Symbol begegnen sich im Tode Jesu Christi. Das große Opfer war gebracht worden — der Weg zum Allerheiligsten ist geöffnet: ein neuer, lebendiger Weg, der allen offensteht. Die sich ängstigende, sündige Menschheit braucht nicht länger auf den Hohenpriester zu warten; hinfort wird der Heiland selbst als Priester und Fürsprecher der Menschen im Himmel dienen. Es war, als hätte eine lebendige Stimme den Anbetenden gesagt: Es hat ein Ende mit allen Opfern und Gaben für die Sünde. Der Sohn Gottes ist gekommen nach seiner Verheißung: “Siehe, ich komme — im Buch steht von mir geschrieben —, daß ich tue, Gott, deinen Willen.” Hebräer 10,7. Er ist “durch sein eigen Blut ein für allemal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben”. Hebräer 9,12. LJ 758.1

Mittwoch, 18. Dezember

Das leere Grab


Lesen Sie Johannes 20:1–7. Welche Bedeutung hat das, was in diesen Versen dargestellt wird, für uns?

Sie waren nicht alle aus derselben Richtung zum Grabe gekommen. Maria Magdalena hatte als erste die Stätte erreicht. Als sie nun sah, daß das Grab offen war, eilte sie hinweg, um es den Jüngern mitzuteilen. Inzwischen hatten auch die anderen Frauen den Garten erreicht. Sie sahen Jesu Grab von einem hellen Licht umleuchtet, aber den Leichnam des Herrn fanden sie nicht. Als sie noch etwas verweilten, bemerkten sie plötzlich, daß sie nicht allein waren. Ein Jüngling in weißem Gewand saß im Innenraum des Grabes. Es war der Engel, der den schweren Stein von der Tür gewälzt hatte. Er hatte Menschengestalt angenommen, um die Freunde Jesu nicht zu beunruhigen. Dennoch umleuchtete ihn das Licht der himmlischen Herrlichkeit, und die Frauen fürchteten sich. Sie wollten schon fliehen, als die Worte des Engels sie zurückhielten: “Entsetzet euch nicht!” sprach er zu ihnen. “Ihr suchet Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten! Gehet aber hin und saget seinen Jüngern und Petrus, daß er vor euch hingehen wird nach Galiläa.” Markus 16,6.7. Die Frauen schauten erneut in die Gruft hinein, und abermals hörten sie die wunderbare Botschaft. Noch ein anderer Engel in Menschengestalt war dort, und dieser sagte jetzt: “Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Gedenket daran, wie er euch sagte, da er noch in Galiläa war und sprach: des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.” Lukas 24,5-7. LJ 791.3

Er ist auferstanden! Er ist auferstanden! Die Frauen wiederholen immer wieder diese Worte. Nun brauchen sie ihre Salben und Spezereien nicht mehr; der Heiland lebt. Jetzt erinnern sie sich auch daran, daß Jesus, als er von seinem Tode sprach, ihnen gesagt hat, er würde auferstehen. Welch ein Tag ist dies für die ganze Welt! Die Frauen eilten vom Grabe hinweg “mit Furcht und großer Freude und liefen, daß sie es seinen Jüngern verkündigten”. Matthäus 28,8. LJ 792.1

Lies Johannes 20,8–10. Was bedeutete das gefaltete Schweißtuch?

Maria hatte die Freudenbotschaft noch nicht erfahren. Sie befand sich auf dem Weg zu Petrus und Johannes und brachte ihnen die erschütternde Nachricht: “Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grabe, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.” Johannes 20,2. Die Jünger liefen sofort zum Grabe und sahen die Worte Marias bestätigt. Sie erkannten die Leichentücher; aber ihren Herrn selbst fanden sie nicht. Trotzdem gab es Beweise von der Auferstehung des Herrn. Die Grabtücher waren nicht etwa achtlos beiseite geworfen, sondern sie lagen sorgfältig zusammengelegt jedes an seinem Platz. Johannes “sah und glaubte”. Johannes 20,8. Er hatte zwar noch nicht verstanden, daß Jesus nach der Schrift von den Toten auferstehen müsse; aber er erinnerte sich jetzt aller Worte, die der Heiland von seiner Auferstehung jemals gesagt hatte. LJ 792.2

Der Heiland selbst hatte die Leinentücher sorgfältig an ihren Platz gelegt. Als der Engelfürst zum Grab herniederkam, wurde er von einem Engel begleitet, der gemeinsam mit anderen den Leichnam Jesu bewacht hatte. Während der Engelfürst den schweren Stein hinwegwälzte, betrat der andere Engel das Grab und befreite den Leib des Herrn aus der festen Umhüllung. Aber es war Jesu Hand, die die Tücher faltete und sie an ihren Platz legte. In den Augen dessen, der die Sterne genauso lenkt wie die winzigsten Atome, ist nichts unwichtig. Ordnung und Vollkommenheit sind das Kennzeichen aller seiner Werke. LJ 792.3

Donnerstag, 19. Dezember

Jesus und Maria


Lies Johannes 20,11–13. Was geschah hier, das zeigt, warum Maria Magdalena die Bedeutung des leeren Grabes immer noch nicht verstand?

Maria war den Jüngern wieder zum Grabe gefolgt. Als diese aber nach Jerusalem zurückkehrten, blieb sie zurück. Sie schaute wieder in das leere Grab, und ihr Kummer wuchs. Da sah sie die zwei Engel im Grabe stehen — zu Häupten und zu Füßen der Stelle, wo Jesus gelegen hatte. “Und dieselben sprachen zu ihr: Weib, was weinest du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.” Johannes 20,13. LJ 793.1

Darauf wandte sie sich von den Engeln ab. Sie meinte, sie müsse jemanden finden, der ihr Auskunft geben könnte, was mit Jesu Leichnam geschehen sei. Da wurde sie von einer anderen Stimme angesprochen: “Weib, was weinest du? Wen suchest du?” Mit durch Tränen verdunkeltem Blick erkannte Maria die Gestalt eines Mannes. Sie glaubte, es sei der Gärtner, und fragte ihn: “Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo hast du ihn hingelegt, so will ich ihn holen.” Johannes 20,15. Sollte des reichen Mannes Grabstätte zu ehrenvoll gewesen sein für Jesus, dann würde sie selbst einen Platz für ihn zu finden wissen. Sie dachte an die Gruft, aus der Jesu eigene Stimme einen Toten herausgerufen hatte; es war das Grab des Lazarus. Könnte sie dort nicht einen guten Ruheort für ihren Herrn finden? Sie fühlte, daß es für sie in ihrem Kummer sehr tröstlich wäre, wenn sie sich um den Leichnam des Gekreuzigten kümmerte. LJ 793.2

Lies Johannes 20,14-18. Was hat alles für Maria verändert?

Doch plötzlich sagte Jesus in der ihr so wohlbekannten Stimme zu ihr: “Maria!” Auf einmal wußte sie, daß es kein Fremder war, der sie auf diese Weise anredete, und als sie sich umdrehte, sah sie Christus lebendig vor sich stehen. In ihrer Freude vergaß sie, daß er inzwischen gekreuzigt worden war. Sie stürzte auf ihn zu, als wollte sie seine Füße umschlingen, und rief: “Rabbuni! das heißt: Meister!” Da erhob Jesus seine Hand und sagte ihr: “Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.” Johannes 20,16.17. Und Maria eilte zu den Jüngern, um ihnen die frohe Botschaft zu bringen. LJ 793.3

Freitag, 20. Dezember

Weiterführendes Studium

Während Jesus in Gottes Gegenwart köstliche Gaben für seine Gemeinde empfing, dachten die Jünger an sein leeres Grab, trauerten und weinten. Der Tag, den der ganze Himmel als Freudentag feierte, war den Jüngern ein Tag der Ungewißheit, der Verwirrung und Unruhe. Ihr Unglaube gegenüber dem Zeugnis der Frauen bewies, wie tief ihr Glaube gesunken war. Die Kunde von der Auferstehung Christi unterschied sich so sehr von dem, was sie erwartet hatten, daß sie daran nicht zu glauben vermochten. Sie dachten, es sei zu schön, um wahr zu sein. Sie hatten so viel über die Lehren und die sogenannten wissenschaftlichen Theorien der Sadduzäer gehört, daß sie sich von der Auferstehung kein klares Bild mehr machen konnten. Sie wußten kaum noch, was die Auferstehung von den Toten bedeutete, und waren unfähig, das große Ereignis zu fassen. LJ 794.2

Gehet aber hin”, so hatten die Engel den Frauen aufgetragen, “und saget seinen Jüngern und Petrus, daß er vor euch hingehen wird nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.” Markus 16,7. Die Engel waren während seines Erdenlebens die Beschützer Jesu gewesen; sie hatten dem Verhör und der Kreuzigung beigewohnt und Christi Worte an seine Jünger gehört. Das war auch aus der Botschaft zu ersehen, die sie an die Jünger richteten, und hätte sie von deren Wahrheit überzeugen müssen. Solche Worte hatten doch nur von den Boten des auferstandenen Herrn stammen können. LJ 794.3

“Saget [es] seien Jüngern und Petrus”, hatten die Engel geboten. Seit dem Tode Christi war Petrus, von Gewissensbissen geplagt, sehr niedergeschlagen. Sein schmählicher Verrat am Herrn und der liebevolle und zugleich schmerzbewegte Blick des Heilandes standen ihm Tag und Nacht vor Augen. Von allen Jüngern hatte er am meisten gelitten; nun wurde ihm die Versicherung zuteil, daß seine Reue angenommen und seine Sünde vergeben war. Er wurde mit Namen genannt.LJ 795.1

“Saget seinen Jüngern und Petrus, daß er vor euch hingehen wird nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen.” Alle Jünger hatten den Herrn im Stich gelassen, und die Aufforderung, ihn wiederzutreffen, schloß sie alle ein; er hatte sie nicht verstoßen. Als Maria Magdalena ihnen verkündigte, daß sie den Herrn gesehen hatte, wiederholte sie die Aufforderung, ihn in Galiläa zu treffen. Zum dritten Mal gelangte die Botschaft zu ihnen durch die anderen Frauen, denen Jesus erschien, nachdem er zum Vater aufgefahren war. “Seid gegrüßt!” sagte er zu ihnen. “Und sie traten zu ihm und umfaßten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Gehet hin und verkündigt es meinen Brüdern, daß sie gehen nach Galiläa; daselbst werden sie mich sehen.” Matthäus 28,9.10. LJ 795.2

Nach seiner Auferstehung bestand Christi erste Aufgabe darin, seine Jünger von seiner unverminderten Zuneigung und liebevollen Rücksichtnahme ihnen gegenüber zu überzeugen. Er wollte ihnen beweisen, daß er ihr lebendiger Heiland war, der die Bande des Todes zerrissen hatte und den der Feind Tod nicht hatte halten können. Sie sollten erkennen, daß er dasselbe Herz voll Liebe besaß wie vorher, als er, ihr geliebter Meister, unter ihnen geweilt hatte. Deshalb erschien er ihnen immer wieder und schlang das Band der Liebe noch enger um sie. “Gehet hin und verkündigt es meinen Brüdern, daß sie gehen nach Galiläa.” LJ 795.3

Als die Jünger diese so bestimmt gegebene Anordnung hörten, fielen ihnen Jesu Worte ein, die seine Auferstehung vorhersagten. Doch auch jetzt freuten sie sich nicht; sie konnten sich von Zweifel und Verwirrung noch nicht frei machen. Selbst als die Frauen mitteilten, daß sie Jesus gesehen hatten, wollten die Jünger es nicht glauben; sie meinten, daß jene einer Sinnestäuschung zum Opfer gefallen wären. LJ 795.4