„Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.” Johannes 12:32
„Doch das Erlösungswerk für die Menschen ist nicht alles, was durch das Kreuz vollbracht wird. Gottes Liebe offenbart sich dem ganzen Weltall. Der Fürst dieser Welt ist ausgestoßen, die Anklagen Satans gegen Gott werden widerlegt, und die Vorwürfe, die er gegen den Himmel schleuderte, für immer beseitigt. Sowohl Engel als auch Menschen werden zu dem Erlöser gezogen. “Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.” LJ 622.3
Viele Menschen waren um den Herrn versammelt, als er diese Worte sprach. “Da antwortete ihm das Volk: Wir haben gehört im Gesetz, daß der Christus ewiglich bleibe; und wie sagst du denn: Des Menschen Sohn muß erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn? Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht. Glaubet an das Licht, solange ihr’s habt, auf daß ihr des Lichtes Kinder werdet ... Und ob er wohl solche Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn.” Johannes 12,34-37. LJ 623.1
Einst hatten sie Jesus gefragt: “Was tust du denn für ein Zeichen, auf daß wir sehen und glauben dir?” Johannes 6,30. Ungezählte Zeichen waren gegeben worden; aber sie hatten ihre Augen vor ihnen verschlossen und ihre Herzen verhärtet. Sogar jetzt, da der Allmächtige selbst geredet hatte und sie nicht weiter nach einem Zeichen fragen konnten, weigerten sie sich zu glauben. LJ 623.2
“Doch auch der Obersten glaubten viele an ihn; aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, auf daß sie nicht in den Bann getan würden.” Johannes 12,42. Sie schätzten Menschenlob höher als das Wohlgefallen Gottes, und um sich selbst vor Tadel und Schande zu bewahren, verleugneten sie Christus und verwarfen das Angebot des ewigen Lebens. Wie viele haben in den folgenden Jahrhunderten das gleiche getan! Ihnen allen gilt die Warnung des Heilandes: “Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht auf, der hat schon seinen Richter: Das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage.” Johannes 12,48. LJ 623.3
Lies Johannes 3:25–36. Wie vergleicht Johannes der Täufer sich selbst mit Jesus?
"Die Jünger des Johannes kamen mit ihren Beschwerden zu ihm und sagten: ‚Rabbi, der, der mit dir jenseits des Jordan war, von dem du Zeugnis abgelegt hast, siehe, der tauft, und alle Menschen kommen zu ihm.‘ Johannes besaß die üblichen Schwächen der menschlichen Natur. In dieser Angelegenheit wurde er einer schweren Prüfung unterzogen. Sein Einfluss als Prophet Gottes war größer gewesen als der jedes anderen Menschen, bis das Wirken Christi begann; aber der Ruhm dieses neuen Lehrers zog die Aufmerksamkeit aller Menschen auf sich, und infolgedessen schwand die Popularität des Johannes. Seine Jünger brachten ihm die wahre Aussage des Falles, Jesus tauft, und alle Menschen kommen zu ihm. 2SP 136.4
Johannes befand sich in einer gefährlichen Lage; hätte er die Eifersucht seiner Jünger durch ein Wort des Mitgefühls oder der Ermutigung in ihrem Murren gerechtfertigt, wäre eine ernsthafte Spaltung entstanden. Aber der edle und selbstlose Geist des Propheten kam in der Antwort zum Ausdruck, die er seinen Anhängern gab: – 2SP 137.1
„Ein Mensch kann nichts empfangen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben wird. Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christus, sondern dass ich vor ihm gesandt bin. Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihn hört, freut sich über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude ist also erfüllt. Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.„ 2SP 137.2
“Hätte Johannes Enttäuschung oder Trauer darüber gezeigt, dass Jesus ihn ablöste; hätte er zugelassen, dass sein Mitgefühl zu seinen Gunsten geweckt wurde, als er bemerkte, dass seine Macht über das Volk schwand; hätte er in dieser Stunde der Versuchung auch nur für einen Augenblick seine Mission aus den Augen verloren, wäre das Ergebnis für die Gründung der christlichen Kirche verheerend gewesen. Der Keim der Zwietracht wäre gesät worden, Anarchie wäre aufgekommen, und die Sache Gottes wäre mangels geeigneter Mitarbeiter geschwunden. 2SP 137.3
„Aber Johannes verteidigte Jesus ungeachtet persönlicher Interessen und bezeugte seine Überlegenheit als der Verheißene Israels, dessen Weg er bereitet hatte. Er identifizierte sich voll und ganz mit der Sache Christi und erklärte, dass seine größte Freude in ihrem Erfolg liege. Dann erhob er sich über alle weltlichen Überlegungen und gab dieses bemerkenswerte Zeugnis – fast das Gegenstück zu dem, was Jesus Nikodemus in ihrem geheimen Gespräch gegeben hatte: – 2SP 138.1
„Wer von oben kommt, steht über allen; wer von der Erde ist, ist irdisch und redet irdisch; wer vom Himmel kommt, steht über allen. Und was er gesehen und gehört hat, das bezeugt er; und sein Zeugnis nimmt niemand an. Wer aber sein Zeugnis annimmt, der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist. Denn der, den Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes; denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß. Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“ 2SP 138.2
Lies Johannes 1:32–36. Was sagt Johannes der Täufer hier über Jesus, was die Menschen vom lang ersehnten Messias nicht erwartet hatten?
Die Abgeordneten des Hohen Rates hatten Johannes weiter gefragt: “Warum taufst du denn?”, und sie warteten auf seine Antwort. Plötzlich, als sein Blick die Menge überflog, strahlten seine Augen, sein Antlitz leuchtete und sein ganzes Wesen war von tiefer Bewegung erfüllt. Mit ausgestreckten Händen rief er: “Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennet. Der ist’s, der nach mir kommen wird, des ich nicht wert bin, daß ich seine Schuhriemen auflöse.” Johannes 1,26.27. LJ 120.1
Das war eine klare, unzweideutige Botschaft, die dem Hohen Rat gebracht werden sollte. Die Worte des Täufers konnten sich auf niemand anders als auf den schon lange Verheißenen beziehen. Der Messias befand sich unter ihnen! Bestürzt blickten die Priester und Obersten um sich, um den zu finden, von dem Johannes gesprochen hatte, aber es war unter der großen Menschenmenge nichts von ihm zu sehen. LJ 120.2
Als Johannes bei der Taufe Jesu auf ihn als das Lamm Gottes wies, fiel neues Licht auf die Aufgabe des Messias. Der Sinn des Propheten wurde auf die Worte des Jesaja gelenkt, der davon gesprochen hatte, daß er [der Messias] wäre “wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird”. Jesaja 53,7 (Bruns). Während der folgenden Wochen studierte Johannes mit neuerwachter Aufmerksamkeit die Weissagungen und die Lehren des Opferdienstes. Er unterschied zwar nicht klar die zwei Phasen der Tätigkeit Christi — einmal als leidendes Opfer, zum andern als obsiegender König —, doch er sah, daß dessen Kommen eine tiefere Bedeutung hatte, als von den Priestern oder dem Volk erkannt worden war. Als er Jesus bei dessen Rückkehr aus der Wüste unter der Menge erblickte, hoffte er zuversichtlich, daß er dem Volk irgendein Zeichen seiner Göttlichkeit geben würde. Fast ungeduldig wartete er darauf, daß der Heiland seine Mission erklärte; doch kein Wort fiel, und kein Zeichen wurde gegeben. Jesus ging nicht auf die Ankündigung des Täufers ein, sondern mischte sich unter die Anhänger des Johannes und gab weder ein äußerliches Zeichen seiner besonderen Aufgabe, noch unternahm er etwas, um die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken. LJ 120.3
Wenn die Priester und Obersten daran dachten, wie Johannes wiederholt auf die Prophezeiungen über den Messias hingewiesen und dass er Jesus getauft hatte, wagten sie es nicht, einzugestehen, dass er im Auftrag des Himmels gehandelt hatte. Hätten sie nämlich Johannes öffentlich als Propheten anerkannt — persönlich waren sie schon davon überzeugt —, dann wäre es für sie unmöglich gewesen, sein Zeugnis, Jesus von Nazareth sei Gottes Sohn, zu verwerfen. Andererseits konnten sie aber auch nicht behaupten, Johannes habe seinen Auftrag nur von Menschen gehabt, weil das Volk ihn für einen Propheten hielt. Also antworteten sie: “Wir wissen’s nicht.” BRG 222.1
Lies Johannes 6:51–71. Was war es, was die Menschen nach Jesu Worten nur schwer annehmen konnten?
“Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben das Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon isset, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit.” Johannes 6,48-51. Diesem Bild fügt Christus noch ein weiteres hinzu. Nur durch Sterben konnte er den Menschen Leben schenken, und mit den folgenden Worten nennt er seinen Tod das Mittel der Erlösung; denn er sagt: “Und das Brot, das ich geben werde, das ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.” Johannes 6,51. LJ 379.4
Doch jetzt riefen die Rabbiner ärgerlich aus: “Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?” Johannes 6,52. Sie taten so, als verstünden sie seine Worte in dem gleichen buchstäblichen Sinne wie Nikodemus, als dieser fragte: “Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?” Johannes 3,4. Bis zu einem gewissen Grade begriffen sie, was Jesus meinte, sie wollten es aber nicht zugeben. Bewußt deuteten sie seine Worte falsch in der Hoffnung, das Volk gegen ihn aufzubringen.LJ 380.2
Christus milderte dennoch seine sinnbildliche Darstellung nicht etwa ab, er wiederholte die Wahrheit vielmehr mit noch kraftvolleren Worten: “Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm.” Johannes 6,53-56. LJ 380.3
Die ungläubigen Juden wollten die Worte des Heilandes nur wörtlich verstanden wissen. Das Zeremonialgesetz verbot ihnen den Blutgenuß. Sie legten daher Christi Rede als eine Lästerung aus und stritten sich untereinander darüber. Sogar viele Jünger erklärten: “Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?” Johannes 6,60. LJ 381.4
Diese Prüfung war zu schwer. Die Begeisterung der Menschen, die ihn gewaltsam entführen und zum König machen wollten, erkaltete. Diese Unterredung in der Synagoge, so erklärten sie, habe ihnen die Augen geöffnet. Jetzt seien sie eines Besseren belehrt worden. Für sie waren seine Worte geradezu das Eingeständnis, daß er nicht der Messias sei und daß aus einer Verbindung mit ihm kein irdischer Gewinn erwachsen könne. Seine Wunder wirkende Kraft hatten sie begrüßt; sie waren froh, von Krankheit und Leid befreit zu werden. An seinem aufopfernden Leben wollten sie jedoch nicht teilhaben. Sie kümmerten sich auch nicht um das geheimnisvolle geistliche Reich, von dem er sprach. Die unaufrichtigen und selbstsüchtigen Menschen, die zu ihm gekommen waren, hatten kein Verlangen mehr nach ihm. Falls er seine Macht und seinen Einfluß nicht dazu verwenden würde, sie von den Römern zu befreien, dann wollten sie mit ihm nichts mehr zu tun haben. LJ 383.3
Ihren Entschluß haben sie später nicht wieder rückgängig gemacht; denn sie “wandelten hinfort nicht mehr mit ihm”. Johannes 6,66. LJ 384.2
Lies Johannes 5,36–38. Was sagt Jesus hier über den Vater?
„Ich aber habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, dass ich sie vollende, die Werke selbst, die ich tue, zeugen von mir, dass der Vater mich gesandt hat. Und der Vater, der mich gesandt hat, derselbe hat von mir gezeugt. Ihr habt nie weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen, und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnend; denn ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat.“ Das Zeugnis des Vaters war gegeben worden. „Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ ST 13. November 1893, Abs. 2
Lies Matthäus 3:17, Matthäus 17:5, Markus 1:11 und Lukas 3:22 (siehe auch 2. Petrus 1:17, 18). Was sagt der Vater über Jesus?
Dennoch empfingen sie großes Licht. Sie erhielten die Gewißheit, daß der Himmel die Sünde des jüdischen Volkes, die in der Verwerfung Christi bestand, kannte. Ihnen wurde ein besseres Verständnis der Aufgabe des Erlösers geschenkt. Sie sahen mit ihren Augen und hörten mit ihren Ohren Dinge, die über das menschliche Verstehen hinausgingen. Sie schauten seine Herrlichkeit und erkannten, daß Jesus wirklich der Messias war, von dem die Patriarchen und Propheten geweissagt und verkündigt hatten, und daß er von allen Wesen des Himmels geehrt wurde. LJ 420.2
Während sie noch das herrliche Schauspiel betrachteten, “überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören”. Matthäus 17,5. Als die Jünger die Herrlichkeit dieser Wolke schauten, die die Herrlichkeit der vor dem Volk Israel in der Wüste herziehenden Wolke übertraf, als sie Gottes Stimme hörten, die einst in gebietender Majestät den Berg erzittern ließ, fielen sie erschreckt zu Boden und blieben mit verhüllten Angesichtern auf der Erde liegen, bis Jesus zu ihnen trat, sie anrührte und durch seine wohlbekannte Stimme alle Furcht vertrieb; seine Worte: “Stehet auf und fürchtet euch nicht!” (Matthäus 17,7) beruhigten sie. Als sie ihre Augen wieder öffneten, war die himmlische Erscheinung vergangen, Mose und Elia waren verschwunden, und sie standen auf dem Berg mit dem Heiland allein. LJ 420.3
Als Jesus zu den Juden sprach, die am Laubhüttenfest teilnahmen, wie reagierten viele in der Menge? (Siehe Johannes 7:37–53.)
Täglich lehrte der Heiland nun das Volk, bis zum “letzten Tage des Festes, der am herrlichsten war”. Johannes 7,37 (Jubiläumsbibel). Als am Morgen dieses Tages das Volk von den anstrengenden Festlichkeiten ermüdet war, erhob Jesus seine Stimme, daß sie in alle Vorhöfe drang, und rief: LJ 446.3
“Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.” Johannes 7,37.38. Die innere Verfassung der Juden verlieh dieser Aufforderung besonderen Nachdruck. Sie waren eingespannt gewesen in des Festes Pracht und Glanz; Farbe und Licht hatten ihre Augen geblendet, und ihre Ohren hatten in den harmonischsten Klängen geschwelgt; für alles war gesorgt gewesen, nur die Bedürfnisse des Geistes waren in all diesen Zeremonien zu kurz gekommen, und den Durst der Seele nach dem Ewigen hatte man nicht gestillt. Da erreichte sie die Einladung Jesu, zu ihm zu kommen und aus dem Lebensbrunnen das Wasser zu trinken, das in das ewige Leben quillt. LJ 446.4
„Die Aufmerksamkeit der Menschen war gefesselt. Diese klare, durchdringende Stimme trug seine Worte bis in die entferntesten Winkel der Gemeinde. Welche Wirkung hatten sie? – „Viele aus dem Volk, die diese Rede hörten, sprachen: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Dieser ist der Christus. Einige aber sagten: Soll der Christus aus Galiläa kommen?“ In vielen Köpfen kam Unglauben auf, weil sie auf der Grundlage falscher Annahmen argumentierten. In ihrer Unwissenheit hatten sie Hörensagen aufgenommen und angenommen, Jesus sei in Galiläa geboren worden. Er war aber in Bethlehem geboren worden. Einige der Priester und Führer hätten ihn festgenommen, aber sie wagten nicht, ihn in aller Öffentlichkeit festzunehmen. Das Volk war nicht der gleichen Meinung wie die Priester und Führer. Letztere sandten Beamte aus, um Jesus festzunehmen und die Stimme zum Schweigen zu bringen, die bei dieser riesigen Versammlung so großes Interesse geweckt hatte. Die Beamten traten vor den Erlöser, hörten seine Worte, sahen sein Gesicht, das wie verherrlicht war. Seine Worte sprachen direkt zu ihren Herzen, und sie vergaßen ihren Auftrag und kehrten ohne Jesus zurück. Die Priester und Führer fragten: „Warum habt ihr ihn nicht gebracht?“ Die Antwort kam prompt: „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen wie dieser Mann.“ ST 23. Juli 1896, Abs. 3
"Die Pharisäer hatten, als sie zum ersten Mal in die Gegenwart Christi kamen, all diese Ehrfurcht, all diese Überzeugungen verspürt; ihr Geist und ihr Herz waren tief bewegt. Mit fast unwiderstehlicher Macht wurde ihnen die Überzeugung aufgedrängt, dass ‚noch nie ein Mensch so gesprochen hat wie dieser Mann‘. Hätten sie sich dem Einfluss des Geistes ergeben, hätten sie Jesus angenommen und wären vom Licht zu einem größeren Licht gelangt; aber sie hüllten sich in ihre selbstgerechten Gewänder und traten die Überzeugungen ihres Gewissens mit Füßen. Die Pharisäer antworteten den Offizieren mit Hohn und Verachtung: „Seid auch ihr irregeführt worden? Hat einer der Führer oder Pharisäer an ihn geglaubt? Aber dieses Volk, das das Gesetz nicht kennt, ist verflucht.“ Hier war einer, der die Grundlage der jüdischen Zeremonien bildete, einer, der das Gesetz machte, einer, der auf dem Berg Sinai das Gesetz verkündete, einer, der jede Phase und jedes Prinzip des Gesetzes kannte. Aber er wurde von den Führern Israels nicht anerkannt und nicht anerkannt. ST 23. Juli 1896, Abs. 5
„Nikodemus, der nachts zu Christus kam, hatte Licht empfangen. Die Lehren Christi waren wie ein Samenkorn, das in das Herz fiel, um zu sprießen und Frucht zu tragen. Ein Licht war entzündet worden, das zunehmen und immer heller leuchten würde bis zum vollkommenen Tag. Die Worte des Nikodemus hatten Gewicht bei den Herrschern und Pharisäern; denn er war der oberste Herrscher unter dem Volk und stand hoch im Sanhedrin. Er sagte: „Verurteilt unser Gesetz einen Menschen, bevor es ihn angehört und weiß, was er tut?“ Sie antworteten ihm mit bitterem Spott: „Bist du auch aus Galiläa? Suche und schaue, denn aus Galiläa kommt kein Prophet.“ Hatte er nicht die Prophezeiungen durchforscht? Hatte er nicht Christus selbst gehört? Er hätte mit den Beamten, die gesandt worden waren, um Jesus zu verhaften, bezeugen können: „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen wie dieser Mann.“ Die Lektion, die Nikodemus an diesem Abend erteilt wurde, war für ihn wie ein Licht, das an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Tagesstern im Herzen aufgeht. Wer waren die Betrogenen? – Die Männer, die ihre Überzeugung unterdrückten, die ihre Ohren abwandten, um die Wahrheit nicht zu hören, und sich Fabeln zuwandten. ST 23. Juli 1896, Abs. 6