„Da bedeckte die Wolke die Stiftshütte, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. Denn die Wolke des Herrn war bei Tag auf der Wohnung, und bei Nacht war Feuer darin[1] vor den Augen des ganzen Hauses Israel, während aller ihrer Wanderungen. 2. Mose 40,34.38
Das Heiligtum im Himmel, in dem Christus um unsertwillen dient, ist das große Urbild des von Mose erbauten Heiligtums. Gott legte seinen Geist auf die Bauleute des irdischen Heiligtums. Die bei seiner Erbauung entfaltete Kunstfertigkeit war eine Offenbarung der göttlichen Weisheit. Die Wände hatten das Aussehen massiven Goldes und warfen das Licht des siebenarmigen goldenen Leuchters in alle Richtungen zurück. Der Schaubrottisch und der Räucheraltar glänzten wie reines Gold. Die prächtigen Teppiche, die die Decke bildeten und mit Engelsgestalten in Blau, Purpur und Scharlach durchwirkt waren, trugen zur Schönheit des Anblicks bei. Hinter dem zweiten Vorhang über dem Gnadenstuhl war der Ort der sichtbaren Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, vor den außer dem Hohenpriester niemand treten und am Leben bleiben konnte. GK 415.3
Der unvergleichliche Glanz der irdischen Stiftshütte strahlte dem menschlichen Anblick die Herrlichkeit jenes himmlischen Tempels wider, in dem Christus, unser Vorläufer, für uns vor dem Thron Gottes dient. Die Wohnstätte des Königs der Könige, wo tausendmal tausend ihm dienen und zehntausendmal zehntausend vor ihm stehen (Daniel 7,10), jener Tempel voll der Herrlichkeit des ewigen Thrones, wo Seraphim, die strahlenden Hüter, anbetend ihre Angesichter verhüllen, konnte in dem denkwürdigsten Bau, den Menschenhände je errichteten, nur einen matten Abglanz seiner Größe und Herrlichkeit finden. Doch wurden durch das Heiligtum und seine Gottesdienste wichtige Wahrheiten hinsichtlich des himmlischen Heiligtums und des großen Werkes, das dort zur Erlösung des Menschen ausgeführt wird, gelehrt. GK 416.1
Die heiligen Stätten des Heiligtums im Himmel werden durch die zwei Abteilungen im irdischen Heiligtum dargestellt. Als dem Apostel Johannes in einem Gesicht ein Blick auf den Tempel Gottes im Himmel gewährt wurde, sah er, wie dort „sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl“. Offenbarung 4,5. Er erblickte einen Engel, der „hatte ein goldenes Räuchfaß; und ihm ward viel Räuchwerk gegeben, daß er es gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Stuhl“. Offenbarung 8,3. Hier wurde dem Propheten gestattet, die erste Abteilung des himmlischen Heiligtums zu schauen; und er sah dort die „sieben Fackeln mit Feuer“ und „den goldenen Altar“, dargestellt durch den goldenen Leuchter und den Räucheraltar im irdischen Heiligtum. Wiederum heißt es: „Der Tempel Gottes ward aufgetan im Himmel“ (Offenbarung 11,19), und er schaute in das Innere, hinter den zweiten Vorhang, in das Allerheiligste. Hier erblickte er „die Lade des Bundes“, dargestellt durch die heilige Lade, die Mose anfertigen ließ, um das Gesetz Gottes darin aufzubewahren. So fanden die, die sich mit diesem Problem befaßten, unbestreitbare Beweise für das Vorhandensein eines Heiligtums im Himmel. Mose baute das irdische Heiligtum nach einem Vorbild, das ihm gezeigt worden war. Paulus lehrt, daß jenes Vorbild das wahrhaftige Heiligtum sei, das im Himmel ist; und Johannes bezeugt, daß er es im Himmel gesehen habe. GK 416.2
Lies 2. Mose 35,1–3. Welche Wahrheit wurde dem Volk hier im Zusammenhang mit dem Bau des Heiligtums erneut verkündet?
Am sechsten Tage las das Volk zwei Krüge voll für jeden auf. Die Vorsteher eilten zu Mose, um ihm dies mitzuteilen. Er antwortete ihnen: „Das ist‘s, was der Herr gesagt hat: Morgen ist Ruhetag, heiliger Sabbat für den Herrn. Was ihr backen wollt, das backt, und was ihr kochen wollt, das kocht; was aber übrig ist, das legt beiseite, daß es aufgehoben werde bis zum nächsten Morgen.“ 2.Mose 16,23. Sie taten es und entdeckten, daß es unverändert blieb. Da sprach Mose: „Eßt dies heute, denn heute ist der Sabbat des Herrn; ihr werdet heute nichts finden auf dem Felde. Sechs Tage sollt ihr sammeln; aber der siebente Tag ist der Sabbat, an dem wird nichts da sein.“ 2.Mose 16,25.26. PP 270.1
Gott verlangt, daß der ihm geweihte Tag heute noch ebenso geheiligt wird wie zur Zeit Israels. Dieses zunächst den Hebräern gegebene Gebot sollten alle Christen als eine ausdrückliche Verpflichtung Gott gegenüber beachten. Der Tag vor dem Sabbat diene der Vorbereitung, damit alles für die geistlichen Stunden gerichtet sei. Auf keinen Fall sollten unsere eigenen Angelegenheiten die Andachtszeit schmälern. Gott hat angeordnet, daß die Kranken und Leidenden versorgt werden. Diese Arbeit, mit der man es ihnen behaglich zu machen sucht, ist ein Werk der Barmherzigkeit und keine Übertretung des Sabbats. Aber man vermeide alle unnötige Arbeit. Viele verschieben unbekümmert so manche Kleinigkeiten, die am Vorbereitungstag hätten erledigt werden können, bis zum Sabbatanfang. Das darf nicht sein. Die bis dahin versäumte Arbeit laßt liegen, bis der Sabbat vorüber ist. So kann man dem Gedächtnis jener Gedankenlosen nachhelfen, damit sie ihre Arbeit sorgfältig während der sechs Werktage verrichten. PP 270.2
Als Satan die Menschen veranlaßte, das zweite Gebot zu übertreten, zielte er darauf ab, ihre Vorstellungen von dem Wesen Gottes herabzusetzen. Und wenn sie das vierte aufgaben, würde er sie so weit bringen, Gott gänzlich zu vergessen. Gottes Anspruch auf Verehrung und Anbetung vor allen heidnischen Gottheiten gründet sich auf die Tatsache, daß er der Schöpfer ist und alle anderen Wesen ihm das Dasein verdanken. So stellt es die Bibel dar. Der Prophet Jeremia sagt: „Der Herr ist der wahrhaftige Gott, der lebendige Gott, der ewige König ... Die Götter, die Himmel und Erde nicht gemacht haben, müssen vertilgt werden von der Erde und unter dem Himmel. Er aber hat die Erde durch seine Kraft gemacht und den Erdboden bereitet durch seine Weisheit und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand ... Alle Menschen aber sind Toren mit ihrer Kunst, und alle Goldschmiede stehen beschämt da mit ihren Bildern; denn ihre Götter sind Trug und haben kein Leben, sie sind nichts, ein Spottgebilde; sie müssen zugrunde gehen, wenn sie heimgesucht werden. Aber so ist der nicht, der Jakobs Reichtum ist; sondern er ist‘s, der alles geschaffen hat.“ Jeremia 10,10-12.14-16. Der Sabbat als Erinnerungszeichen der Schöpferkraft Gottes weist auf ihn hin als den, der Himmel und Erde gemacht hat. Deshalb ist er ein unveränderliches Zeugnis seines Daseins und eine Erinnerung an seine Größe, Weisheit und Liebe. Wäre der Sabbat stets heilig gehalten worden, hätte es niemals Gottesleugner oder Götzendiener gegeben. PP 310.2
Die Einrichtung des Sabbats, der seinen Ursprung in Eden hat, ist so alt wie die Welt. Von der Schöpfung an beachteten ihn alle Patriarchen. Aber während der Knechtschaft in Ägypten wurden die Israeliten von ihren Fronvögten gezwungen, ihn zu übertreten. So verlor sich bei ihnen die Erkenntnis seiner Heiligkeit auf lange Zeit. Als Gott das Gesetz am Sinai verkündete, lauteten die ersten Worte des vierten Gebotes: „Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest.“ 2.Mose 20,8. Sie zeigen, daß der Sabbat nicht erst damals eingesetzt wurde. Was seinen Ursprung betrifft, werden wir auf die Schöpfung zurückverwiesen. Um Gott aus dem Gedächtnis der Menschen auszulöschen, strebte Satan danach, dieses große Erinnerungszeichen niederzureißen. Waren die Menschen erst einmal dahin gebracht, daß sie ihren Schöpfer vergessen hatten, würden sie sich keine Mühe mehr geben, der Macht des Bösen zu widerstehen. Satan wäre dann seiner Beute sicher. PP 311.1
Lies 2. Mose 35,4–36,7. Welche wichtigen Lehren können wir daraus für heute ziehen?
Für diese Arbeit waren umfangreiche, kostspielige Vorbereitungen notwendig. Man brauchte dazu eine Menge sehr wertvolles, kostbares Material. Aber der Herr nahm nur freiwillige Opfer an. „Daß sie für mich eine Opfergabe erheben von jedem, der es freiwillig gibt“ (2.Mose 25,2), lautete der göttliche Befehl, den Mose vor dem Volke wiederholte. Die ersten Erfordernisse zur Vorbereitung einer Wohnstätte für den Höchsten waren Liebe zu ihm und Opfersinn. PP 321.2
Das ganze Volk antwortete zustimmend. „Alle, die es gern und freiwillig gaben, kamen und brachten dem Herrn die Opfergabe zur Errichtung der Stiftshütte und für allen Dienst darin und für die heiligen Kleider. Es brachten aber Männer und Frauen freiwillig Spangen, Ohrringe, Ringe und Geschmeide und allerlei goldenes Gerät, ein jeder das Gold, das er zur Gabe für den Herrn bestimmt hatte. Und wer bei sich blauen und roten Purpur fand, Scharlach, feine Leinwand, Ziegenhaar, rotgefärbte Widderfelle und Dachsfelle, der brachte sie. Und wer eine Opfergabe von Silber und Kupfer geben wollte, der brachte es dem Herrn als Opfergabe. Und wer Akazienholz hatte, der brachte es zu allerlei Verwendung für den Dienst. Und alle Frauen, die diese Kunst verstanden, spannen mit ihren Händen und brachten ihr Gespinst, blauen und roten Purpur, Scharlach und feine Leinwand. Und alle Frauen, die solche Arbeit verstanden und willig dazu waren, spannen Ziegenhaare. Die Stammesfürsten aber brachten Onyxsteine und eingefaßte Steine für den Priesterschurz und die Brusttasche und Spezerei und Öl für den Leuchter und für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk.“ 2.Mose 35,21-28. PP 322.1
Während das Heiligtum im Bau war, brachte das Volk, alt und jung, Männer, Frauen und Kinder, auch weiterhin seine Opfergaben, bis die Aufsichtführenden feststellten, sie hätten genug und sogar mehr, als sie brauchten. Deshalb befahl Mose, im ganzen Lager auszurufen: „Niemand, weder Mann noch Frau, soll hinfort noch etwas bringen als Opfergabe für das Heiligtum. Da brachte das Volk nichts mehr.“ 2.Mose 36,6. Das Murren der Israeliten und die Bestrafungen durch Gottes Gerichte um ihrer Sünden willen sind als Warnung für spätere Geschlechter überliefert. Ihre Hingabe, ihr Eifer und ihre Freigebigkeit dagegen sind ein nachahmenswertes Beispiel. Alle, die gern zum Gottesdienst gehen und den Segen der heiligen Gegenwart Gottes zu würdigen wissen, werden denselben Opfergeist an den Tag legen, wenn es gilt, ein Haus vorzubereiten, in dem der Herr ihnen begegnen kann. Sie wird der Wunsch beseelen, ihm eine Opfergabe vom Besten zu bringen, das sie haben. Solches Haus Gottes dürfte keine Schulden haben, denn damit wird der Herr entehrt. Man sollte freiwillig einen ausreichend großen Betrag zur Vollendung des Werkes geben, damit die Arbeiter — wie einst die Erbauer der Stiftshütte — sagen können: Niemand soll noch etwas als Opfergabe bringen. PP 322.2
Die Stiftshütte war auseinandernehmbar, so daß die Israeliten sie auf allen ihren Wanderungen mitführen konnten. Sie war deshalb klein, nur fünfzehn Meter lang und je fünf Meter breit und hoch. Trotzdem sah sie prachtvoll aus. Die Hütte und ihre Geräte bestanden aus Akazienholz, das für Fäulnis weniger anfällig war als alle anderen Bäume am Sinai, die Wände aus aufgerichteten Brettern, die auf silbernen Sockeln von Pfeilern und Querbalken festgehalten wurden. Und alles war mit Gold überzogen. Das gab dem ganzen Bauwerk das Aussehen von massivem Gold. Vier Lagen Teppiche bildeten das Dach, der innerste „von gezwirnter feiner Leinwand, von blauem und rotem Purpur und von Scharlach. Cherubim sollst du einweben in kunstreicher Arbeit.“ 2.Mose 26,1. Die drei anderen Teppiche bestanden aus Ziegenhaar, rotgefärbten Widderfellen und Dachsfellen. Sie waren so angeordnet, daß sie vollständig Schutz boten. PP 324.1
Ein kostbarer, schöner Vorhang teilte die Hütte in zwei Räume; er hing an vergoldeten Säulen. Ein ähnlicher Vorhang verschloß den Eingang zur ersten Abteilung. Diese und die inneren Teppiche trugen, schön angeordnet, die wunderbarsten Farben: blau, purpurn und scharlach. Aus Gold- und Silberfäden eingewebte Cherubim stellten die Engelschar dar, die im himmlischen Heiligtum dienen und auch für das Volk Gottes auf Erden dienstbare Geister sind. PP 324.2
Das heilige Zelt war von einem offenen Vorhof eingeschlossen, der von einer Schutzwand aus feiner Leinwand, die an Messingsäulen hing, begrenzt wurde. Der Eingang zu diesem Vorhof lag an der Ostseite. Vorhänge aus meisterhaft gearbeitetem, kostbarem Stoff, obwohl geringer an Wert als die am Heiligtum, schlossen ihn ab. Da die Behänge des Vorhofs nur etwa halb so hoch waren wie die Wände des Heiligtums, konnte man von draußen den Bau deutlich sehen. Im Vorhof stand in der Nähe des Eingangs der eherne Brandopferaltar. Auf ihm wurden dem Herrn alle Brandopfer dargebracht und seine Hörner mit dem versöhnenden Blut besprengt. Zwischen dem Altar und dem Eingang zum Heiligtum befand sich das Waschbecken. Es war aus Erz gefertigt und aus Spiegeln, einer freiwilligen Opfergabe der israelitischen Frauen. An dem Becken sollten sich die Priester Hände und Füße waschen, so oft sie in die heiligen Räume gingen oder an den Altar traten, um dem Herrn Brandopfer darzubringen. PP 324.3
Lies Exodus 36:8–39:31 durch. Warum wurden deiner Meinung nach so detaillierte Anweisungen gegeben? Was lehrt uns das darüber, wie sehr Gott sich um jedes Detail kümmert?
Das Heiligtum, auf das der Apostel hier hinweist, war die von Mose nach dem Befehl Gottes als die irdische Wohnstätte des Allerhöchsten erbaute Stiftshütte. „Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, daß ich unter ihnen wohne“ (2.Mose 25,8), lautete die an Mose gerichtete Anweisung zu der Zeit, da er mit Gott auf dem Berge war. Die Israeliten zogen durch die Wüste, und die Stiftshütte war so gebaut, daß sie von Ort zu Ort mitgenommen werden konnte. Dennoch war sie ein großartiger Bau. Ihre Wände bildeten aufrechtstehende, mit schwerem Gold belegte Bretter, die in silberne Sockel eingelassen waren, während das Dach aus Teppichen oder Decken bestand, deren äußerste aus Fellen und deren innerste aus feiner, mit prächtigen Cherubim durchwirkter Leinwand hergestellt waren. Ohne den Vorhof, in dem der Brandopferaltar stand, gehörten zur Stiftshütte selbst zwei Abteilungen, das Heilige und das Allerheiligste, die durch einen schönen und kostbaren Vorhang voneinander getrennt waren; ein ähnlicher Vorhang verschloß den Eingang in die erste Abteilung. GK 413.2
Im Heiligen, nach Süden hin, befand sich der Leuchter mit seinen sieben Lampen, die das Heiligtum Tag und Nacht erleuchteten; nach Norden hin stand der Schaubrottisch und vor dem Vorhang, der das Heilige vom Allerheiligsten trennte, der goldene Räuchaltar, von dem die Wolke des Wohlgeruchs mit den Gebeten Israels täglich zu Gott emporstieg.GK 414.1
Im Allerheiligsten stand die Bundeslade aus kostbarem, mit Gold belegtem Holz, der Aufbewahrungsort der zwei Steintafeln, auf die Gott die Zehn Gebote eingegraben hatte. Über der Lade bildete der Gnadenthron den Deckel der heiligen Truhe. Er war ein prächtiges Kunstwerk, auf dem sich zwei Cherubim erhoben, an jeder Seite einer, aus reinem Golde gearbeitet. In dieser Abteilung offenbarte sich die göttliche Gegenwart in der Wolke der Herrlichkeit zwischen den Cherubim. GK 414.2
Der Dienst im irdischen Heiligtum war ein zweifacher: die Priester dienten täglich im Heiligen, während der Hohepriester einmal im Jahr im Allerheiligsten ein besonderes Werk der Versöhnung zur Reinigung des Heiligtums darbrachte. Tag für Tag führte der reumütige Sünder sein Opfer zur Tür der Stiftshütte und bekannte, seine Hand auf den Kopf des Opfertieres legend, seine Sünden, die er damit bildlich von sich auf das unschuldige Opfer übertrug. Dann wurde das Tier geschlachtet. „Ohne Blutvergießen“, sagt der Apostel, „geschieht keine Vergebung.“ „Des Leibes Leben ist im Blut.“ 3.Mose 17,11. Das gebrochene Gesetz Gottes forderte das Leben des Übertreters. Das Blut, welches das verwirkte Leben des Sünders darstellte, dessen Schuld das Opfertier trug, wurde vom Priester in das Heilige getragen und vor den Vorhang gesprengt, hinter dem sich die Bundeslade mit den Tafeln des Gesetzes befand, das der Sünder übertreten hatte. Durch diese Handlung wurde die Sünde durch das Blut bildlich auf das Heiligtum übertragen. In einigen Fällen wurde das Blut nicht in das Heilige getragen; dann jedoch wurde das Fleisch von dem Priester gegessen, wie Mose die Söhne Aarons anwies und sagte: „Er (Gott) hat‘s euch gegeben, daß ihr die Missetat der Gemeinde tragen sollt.“ 3.Mose 10,17. Beide Handlungen versinnbildeten gleicherweise die Übertragung der Sünde von dem Bußfertigen auf das Heiligtum. GK 420.1
So geschah der Dienst, der das ganze Jahr über Tag für Tag vor sich ging. Die Sünden Israels wurden auf diese Weise auf das Heiligtum übertragen, und eine besondere Handlung war nötig, um sie wegzuschaffen. Gott befahl, daß jede der heiligen Abteilungen versöhnt werden sollte. „Und soll also versöhnen das Heiligtum von der Unreinigkeit der Kinder Israel und von ihrer Übertretung in allen ihren Sünden. Also soll er auch tun der Hütte des Stifts; denn sie sind unrein, die umher lagern.“ Es mußte ferner die Versöhnung vollzogen werden für den Altar, um ihn zu „reinigen und heiligen von der Unreinigkeit der Kinder Israel“. 3.Mose 16,16.19. GK 420.2
Einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, ging der Priester in das Allerheiligste, um das Heiligtum zu reinigen. Das dort vollzogene Werk vollendete die jährliche Runde des Dienstes im Heiligtum. Am Versöhnungstag wurden zwei Ziegenböcke vor die Tür der Stiftshütte gebracht und das Los über sie geworfen, „ein Los dem Herrn und das andere dem Asasel“. 3.Mose 16,8. Der Bock, auf den des Herrn Los viel, sollte als Sündopfer für das Volk geschlachtet werden, und der Priester mußte dessen Blut hinter den Vorhang bringen und es auf den Gnadenstuhl und vor den Gnadenstuhl sprengen. Auch mußte es auf den Räucheraltar, der vor dem Vorhang stand, gesprengt werden. GK 420.3
„Da soll denn Aaron seine beiden Hände auf sein (des lebenden Bockes) Haupt legen und bekennen auf ihn alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretung in allen ihren Sünden, und soll sie dem Bock auf das Haupt legen und ihn durch einen Mann, der bereit ist, in die Wüste laufen lassen, daß also der Bock alle ihre Missetat auf sich in eine Wildnis trage.“ 3.Mose 16,21.22. Der Sündenbock kam nicht mehr in das Lager Israels, und der Mann, der ihn weggeführt hatte, mußte sich und seine Kleider mit Wasser waschen, ehe er ins Lager zurückkehren durfte. GK 421.1
Lies 2. Mose 40,1–38. Wie erkannten die Israeliten Gottes Gegenwart?
Man brauchte etwa ein halbes Jahr zum Bau der Stiftshütte. Nach der Vollendung prüfte Mose die Arbeit der Baumeister. Er verglich sie mit dem Muster, das er auf dem Berge gesehen hatte, und mit den Anweisungen Gottes. „Und siehe, sie hatten es gemacht, wie der Herr geboten hatte. Und er segnete sie.“ 2.Mose 39,43. Mit eifriger Anteilnahme drängte sich das ganze Volk um das heilige Bauwerk. Während sie alles mit ehrfurchtsvoller Befriedigung beschauten, schwebte die Wolkensäule auf das Heiligtum herab und hüllte es ein. „Und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung.“ 2.Mose 40,34. Gott offenbarte sich mit Majestät, und eine Zeitlang konnte nicht einmal Mose eintreten. Mit tiefer Bewegung ersah das Volk aus diesem Zeichen, daß das Werk ihrer Hände angenommen war. Man hörte keine lauten Freudenkundgebungen. Heilige Scheu lag über allen. Aber unter Freudentränen flüsterten sie leise, ernste Worte der Dankbarkeit, daß Gott sich herabgeneigt hatte, um bei ihnen zu wohnen. PP 326.4
Mose baute das irdische Heiligtum „nach dem Vorbilde, das er gesehen hatte“. Apostelgeschichte 7,44. Der Verfasser des Hebräerbriefes erklärte, daß „die Stiftshütte und alles Gerät des Gottesdienstes“ (Hebräer 9,21) nach ihrer Vollendung „Abbilder der himmlischen Dinge“ (Hebräer 9,23) waren. Und Johannes sagt, daß er das Heiligtum im Himmel sah. Jenes Heiligtum, in dem Jesus um unsertwillen dient, ist das erhabene Urbild, von dem das durch Mose geschaffene ein Abbild war. PP 334.1
Der himmlische Tempel, die Wohnstätte des Königs der Könige, von dem gesagt ist, „tausendmal Tausende dienten ihm und zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm“ (Daniel 7,10), ist erfüllt von der Herrlichkeit des ewigen Thrones. Die Seraphim, seine strahlenden Wächter, verhüllen ihr Antlitz in Anbetung. Kein irdisches Bauwerk könnte seine unermeßliche Größe und Herrlichkeit wiedergeben. Doch sollte auch schon das irdische Heiligtum mit seinem Gottesdienst wesentliche Wahrheiten über das himmlische vermitteln sowie über das große Erlösungswerk, das dort für die Menschen geschieht. PP 334.2
Lies Johannes 1,14. Inwiefern lässt sich die Menschwerdung Christi mit der Stiftshütte vergleichen?
Durch Mose befahl Gott den Israeliten: „Sie sollen mir ein Heiligtum machen, daß ich unter ihnen wohne.“ 2.Mose 25,8. In diesem Heiligtum mitten unter seinem Volk ließ er sich nieder. Während der gesamten beschwerlichen Wüstenwanderung war das Sinnbild seiner Gegenwart stets bei ihnen. Ebenso schlug Christus seine Hütte inmitten der Wohnstatt der Menschen auf. Er errichtete sein Zelt gleichsam neben unsern Zelten, um unter uns wohnen und uns mit seinem göttlichen Wesen und Leben vertraut machen zu können. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Johannes 1,14. LJ 13.2
Seit Christus kam, um unter uns zu weilen, wissen wir, daß Gott mit unseren Versuchungen vertraut ist und mit unseren Leiden mitempfindet. Jeder Nachkomme Adams kann nun begreifen, daß unser Schöpfer die Sünder liebt. In jedem Gnadenerweis, in jeder Freudenverheißung, in jeder Liebestat, in jedem Lockreiz, der vom Leben des Heilandes auf Erden ausgeht, erkennen wir den „Gott mit uns“! LJ 14.1
Lies Offenbarung 21:1–3. Was wird uns hier präsentiert?
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gab es nicht mehr. Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Und ich hörte eine große Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein und ihr Gott sein. Und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ Das ist die Gemeinschaft, zu der wir gehören möchten. Dann lasst es uns durch unsere Werke zeigen und alles aus unseren Herzen entfernen, was Jesus fernhält. Der Spätregen wird auf das Volk Gottes fallen. Ein mächtiger Engel wird vom Himmel herabkommen, und die ganze Erde wird von seiner Herrlichkeit erleuchtet werden. Sind wir bereit, an dem herrlichen Werk des dritten Engels teilzunehmen? Sind unsere Gefäße bereit, den himmlischen Tau zu empfangen? Haben wir Unreinheit und Sünde in unserem Herzen? Wenn ja, dann lasst uns den Tempel unserer Seele reinigen und uns auf den Spätregen vorbereiten. Die Erfrischung durch die Gegenwart des Herrn wird niemals in Herzen kommen, die mit Unreinheit erfüllt sind. Möge Gott uns helfen, uns selbst zu sterben, damit Christus, die Hoffnung der Herrlichkeit, in uns Gestalt annehmen kann! Ich muss den Geist Gottes in meinem Herzen haben. Ich kann niemals voranschreiten, um das große Werk Gottes zu tun, wenn nicht der Heilige Geist auf meiner Seele ruht. „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott.“ Der Tag des Gerichts steht bevor. O dass wir unsere Gewänder des Charakters waschen und sie im Blut des Lammes weiß machen mögen! RH 21. April 1891, Abs. 11
Am großen Tage des Jüngsten Gerichts werden die Toten „nach dem, was geschrieben steht in den Büchern, nach ihren Werken“ (Offenbarung 20,12), gerichtet. Dann werden aufgrund des sühnenden Blutes Christi die Sünden aller aufrichtig Bereuenden aus den Büchern des Himmels gelöscht. So wird das Heiligtum von den verzeichneten Sünden befreit beziehungsweise gereinigt. Im Vorbild wurde dieses große Versöhnungswerk, das heißt die Tilgung der Sünden, durch die Gottesdienste am Versöhnungstage dargestellt. Dabei ging es um die Reinigung des irdischen Heiligtums, die durch die Entfernung der Sünden, durch die es verunreinigt worden war, kraft des Blutes vom Sündopfer vollzogen wurde. Wie bei der endgültigen Versöhnung die Sünden der wirklich Reumütigen aus den Büchern des Himmels getilgt werden sollen, um nie wieder ins Gedächtnis zurückgerufen zu werden, so wurden sie beim Schattendienst in die Wüste hinausgetragen und für immer von der Gemeinde genommen. PP 335.1
Weil Satan als Urheber der Sünde auch der unmittelbare Anstifter zu allen Sünden ist, die den Tod des Sohnes Gottes verursachten, fordert die Gerechtigkeit schließlich auch Satans Bestrafung. Christi Werk zur Erlösung der Menschen und zur Reinigung des Weltalls von Sünde wird abgeschlossen werden mit deren Entfernung aus dem himmlischen Heiligtum. Sie wird auf Satan gelegt, der die volle Strafe tragen muß. Auch im vorgebildeten Gottesdienst beschlossen die Reinigung des Heiligtums und das Bekenntnis der Sünden auf den Kopf des Bokkes für Asasel die jährlichen Amtshandlungen. PP 335.2
So wurden dem Volk jeden Tag an der Stiftshütte und nachfolgend bei den Diensten im Tempel die großen Wahrheiten vergegenständlicht, die sich auf Christi Tod und Mittlerdienst bezogen. Und einmal in jedem Jahr wurden ihre Gedanken auf jene abschließenden Ereignisse des großen Kampfes zwischen Christus und Satan gelenkt, auf die endgültige Reinigung des Weltalls von Sünde und Sündern. PP 335.3