„Er aber sprach zu ihnen: Ich bin ein Hebräer; und ich fürchte den Herrn, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat. Jona 1,9
Die Weissagungen, die der große Ich bin uns in seinem Wort geschenkt hat, fügen in der Kette der Ereignisse Glied an Glied und reichen aus ewiger Vergangenheit bis in die ewige Zukunft. So sagen sie uns, wo wir heute im Wechsel der Zeitalter stehen und was in der Zukunft zu erwarten ist. Alles was nach den Voraussagen der Prophetie bis in die Gegenwart hinein geschehen sollte, ist auf den Blättern der Geschichte verzeichnet. Und wir können sicher sein, daß alles, was noch kommen soll, sich eins um das andere erfüllen wird. PK 375.2
Heute künden die Zeichen der Zeit, daß wir an der Schwelle großer und ernster Ereignisse stehen. In unserer Welt ist alles in Bewegung geraten. Vor unseren Augen erfüllt sich die Weissagung des Erlösers über die Geschehnisse, die seinem Kommen vorausgehen sollen: “Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; sehet zu und erschrecket nicht ... Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere, und werden sein teure Zeit und Erdbeben hin und her.” Matthäus 24,6.7. PK 375.3
Die Gegenwart ist für alle Menschen von überragendem Interesse. Herrscher und Staatsmänner, Inhaber von Vertrauens- und Machtstellungen, nachdenkende Männer und Frauen aller Schichten verfolgen aufmerksam, was um uns her geschieht. Sie beobachten die Beziehungen zwischen den Nationen. Sie bemerken die starke Erregung, die sich aller irdischen Elemente bemächtigt, und erkennen, daß sich etwas Großes und Entscheidendes anbahnt — daß die Welt am Rande einer gewaltigen Krise steht. PK 375.4
Die Bibel und nur sie vermittelt eine richtige Schau dieser Dinge. In ihr werden die großen Schlußszenen der Weltgeschichte offenbart, Ereignisse, die schon ihre Schatten vorauswerfen und deren geräuschvolles Nahen die Erde erzittern und die Menschenherzen vor Furcht verzagen läßt. PK 375.5
Lies Matthäus 12:38–42. Auf welche Teile der Geschichte von Jona bezieht sich Jesus, als er zu den Schriftgelehrten und Pharisäern spricht? Welche Lehren über das Gericht finden sich in seiner Aussage?
Demnach wurde Jesus am frühen Donnerstagmorgen verhaftet, noch während es dunkel war, vor Hannas gestellt (Johannes 18,13), bei Tagesanbruch vor Kaiphas in die Versammlung des Sanhedrins gebracht (sein Gerichtsverfahren) (Matthäus 26,57; 27,1), dann am Freitag vor Tagesanbruch – etwa um die sechste Stunde – vor Pilatus gestellt (Johannes 19,14) dann vor Herodes (Lukas 23,7); dann zurück zu Pilatus (Lukas 23,11); und schließlich wurde er am Morgen desselben Tages, etwa um die dritte Stunde (Markus 15,25) – 9:00 Uhr morgens nach heutiger Zeit – gekreuzigt.
Diese Zeitangaben zeigen, dass seine Gefangennahme, seine Prozesse und seine Kreuzigung sorgfältig und listig so geplant waren, dass sie nachts und am frühen Morgen stattfanden, um jeglichen Aufruhr zu verhindern, denn „sie fürchteten das Volk“ (Lukas 20,19).
Dass er zwei Nächte im Grab blieb und am Sonntag auferstand; dass die drei Tage und drei Nächte die Zeit von seiner ersten Gerichtsverhandlung bis zu seiner Auferstehung sind; dass das Herz der Erde fälschlicherweise als das Grab interpretiert wurde, obwohl es, wie Jonas Erfahrung zeigt, symbolisch für die Gefangenschaft Christi in den Händen der Sünder und im Grab steht (Matthäus 20,19; 16,21; 17,22.23; 27,63; Lukas 9,22; 24,21; 18,33; 24,7 – „So steht es geschrieben, und so musste Christus leiden und am dritten Tag auferstehen von den Toten.“ (Lukas 24:46); dass sich das Zeichen der „drei Tage und drei Nächte“ buchstäblich von Donnerstagmorgen, dem Zeitpunkt seines Gerichtsverfahrens, bis Sonntagmorgen, als er auferstand, erfüllt hat; dass das Passahlamm, das getötet werden sollte, als Jesus am Kreuz hing, nicht das war, das am ersten Tag der Passahwoche, dem vierzehnten Tag des Monats, getötet wurde, sondern das, das am sechzehnten Tag, dem zweiten Tag des Festes; – all diese Schlussfolgerungen beruhen fest auf den soliden Tatsachen, die hier in aller Einfachheit dargelegt sind; nicht, lieber Leser, auf Fabeln oder Ihnen unbekannten Übersetzungen oder auf sogenannten „Originalmanuskripten“, die Sie selbst nicht lesen können und die Ihnen nicht zugänglich sind und von denen einige nicht einmal existieren!
Christus wies in den Tagen seines irdischen Wirkens auf das Gute hin, das die Predigt Jonas in Ninive gewirkt hatte, und verglich die Einwohner dieser heidnischen Großstadt mit dem bekenntlichen Volke Gottes seiner Zeit. “Die Leute von Ninive werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona.” Matthäus 12,41. Christus war in diese geschäftige Welt gekommen, die erfüllt war vom Lärm des Verkehrs und dem Gezänk des Handels, in der die Menschen versuchten, soviel wie möglich für sich selbst zu erraffen. Der Posaune Gottes gleich durchdrang seine Stimme allen Wirrwarr mit den Worten: “Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? Denn was kann der Mensch geben, damit er seine Seele löse?” Markus 8,36.37. PK 193.6
Wie Jonas Predigt für die Niniviten ein Zeichen gewesen war, so war auch Christi Predigt für seine Zeitgenossen ein Zeichen. Doch welch ein Gegensatz bei der Annahme des Wortes! Trotz aller Gleichgültigkeit und allen Spotts wirkte der Heiland weiter, bis er seinen Auftrag erfüllt hatte. PK 194.1
Lies Jona 3,5–10. Warum erfüllte sich diese Prophezeiung nicht?
Jona war verwirrt, fühlte sich gedemütigt und war daher außerstande zu erkennen, was Gott mit der Verschonung Ninives bezweckte. Dennoch hatte er den ihm erteilten Auftrag, die große Stadt zu warnen, erfüllt. Obwohl das geweissagte Ereignis nicht eintraf, kam die Botschaft doch von Gott und erfüllte den Zweck, den Gott mit ihr verfolgt hatte. Die Herrlichkeit seiner Gnade war unter den Heiden offenbar geworden. “Die da sitzen mußten in Finsternis und Dunkel, gefangen in Zwang und Eisen ... die dann zum Herrn riefen in ihrer Not, und er half ihnen aus ihren Ängsten und führte sie aus Finsternis und Dunkel und zerriß ihre Bande ... Er sandte sein Wort und machte sie gesund und errettete sie, daß sie nicht starben.” Psalm 107,10.13.14.20. PK 193.5
Unser Gott ist ein Gott der Barmherzigkeit. Langmütig und warmherzig geht er mit den Übertretern seines Gesetzes um. Heute aber, da Männer und Frauen so viele Gelegenheiten haben, mit dem in der Heiligen Schrift verzeichneten Gesetz Gottes bekannt zu werden, kann der gewaltige Herrscher des Alls auch nicht mit der geringsten Befriedigung auf die gottlosen Großstädte herabsehen, in denen Gewalttätigkeit und Verbrechen herrschen. Das Ende der Geduld Gottes mit denen, die weiterhin ungehorsam sind, naht schnell. PK 195.1
Haben die Menschen etwa einen Grund, überrascht zu sein, wenn plötzlich und unerwartet der Höchste sein Verhalten gegenüber den Bewohnern einer gefallenen Welt ändert? Und ist es verwunderlich, wenn Übertretungen und überhandnehmende Verbrechen bestraft werden oder Gott diejenigen mit Verderben und Tod heimsucht, die ihre unlauteren Gewinne durch Täuschung und Betrug erwarben? Obschon die Erkenntnis der Forderungen Gottes ständig zunahm, haben sich viele geweigert, Gottes Herrschaft anzuerkennen, und haben es vorgezogen, unter dem schwarzen Banner des Anstifters aller Empörung gegen die Regierung Gottes zu bleiben. PK 195.2
Die Langmut Gottes war bisher sehr groß — so überaus groß, daß wir uns wundern, wenn wir die fortgesetzte Übertretung seiner heiligen Gebote bedenken. Der Allmächtige hat sich Zurückhaltung auferlegt. Er wird aber gewiß die Bösen bestrafen, die so frech die gerechten Forderungen der Zehn Gebote verachten. PK 195.3
Lies Daniel 5,1–31. Welche wichtigen geistlichen Botschaften können wir aus dieser Erzählung gewinnen? Was hat Belsazar letztendlich zu Fall gebracht?
Durch die Torheit und Schwäche Belsazers, des Enkels Nebukadnezars, sollte das stolze Babylon bald untergehen. Belsazer, dem schon in seiner Jugend ein Teil der königlichen Autorität übertragen worden war, sonnte sich in seiner Macht; sein Herz überhob sich und wandte sich gegen den Gott des Himmels. Er hatte sehr oft Gelegenheit gehabt, den göttlichen Willen zu erfahren und seine Verpflichtung zum Gehorsam ihm gegenüber zu erkennen. Er wußte, daß sein Großvater durch Gottes Ratschluß aus der menschlichen Gesellschaft verbannt worden war, und er war auch mit Nebukadnezars Bekehrung und wunderbarer Wiedereinsetzung vertraut. Doch Belsazer ließ es zu, daß die Liebe zum Vergnügen und zur Selbstverherrlichung die Lehren verwischten, die er nie hätte vergessen sollen. Er vergeudete die ihm so freundlich gewährten Gelegenheiten und versäumte es, die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu benutzen, um die Wahrheit gründlicher kennenzulernen. An dem, was Nebukadnezar schließlich um den Preis unsäglicher Leiden und Demütigungen gewonnen hatte, ging Belsazer gleichgültig vorüber. PK 366.2
Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon Rückschläge. Babylon wurde von Cyrus, dem Neffen Darius des Meders und kommandierenden General der vereinigten Heere der Meder und Perser, belagert. Doch innerhalb der scheinbar uneinnehmbaren Festung mit ihren massiven Mauern und bronzenen Toren, vom Euphrat geschützt und reichlich mit Lebensmitteln versehen, fühlte sich der wollüstige Monarch sicher und verbrachte seine Zeit in Ausgelassenheit und Schwelgerei. PK 366.3
Aus Stolz und Arroganz sich leichtsinnig in Sicherheit wiegend, veranstaltete Belsazer “ein herrliches Mahl für seine tausend Mächtigen und soff sich voll mit ihnen”. Daniel 5,1. Alle Reize, über die Reichtum und Macht verfügen, vermehrten den Glanz dieser Szene. Bezaubernd schöne Frauen weilten bei dem königlichen Festmahl unter den Gästen. Geistvolle und gebildete Männer waren anwesend. Fürsten und Staatsmänner tranken Wein wie Wasser und gaben sich seiner den Verstand raubenden Wirkung hin. PK 367.1
Die Vernunft des Königs war durch beschämende Trunkenheit ausgeschaltet. Seine niederen Triebe und Leidenschaften begannen nun zu herrschen, und er übernahm selbst die Leitung dieser zügellosen Orgie. Während das Festmahl weiterging, “ließ er die goldenen und silbernen Gefäße herbringen, die ... Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte, damit der König mit seinen Mächtigen, mit seinen Frauen und mit seinen Nebenfrauen daraus tränke”. Der König wollte beweisen, daß nichts zu heilig war, um nicht mit seinen Händen berührt zu werden. “Da wurden die goldenen und silbernen Gefäße herbeigebracht ... und der König, seine Mächtigen, seine Frauen und Nebenfrauen tranken daraus. Und als sie so tranken, lobten sie die goldenen, silbernen, ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter.” Daniel 5,2-4. PK 367.2
Belsazer hatte keine Ahnung, daß es einen himmlischen Zeugen seiner abgöttischen Schwelgerei gab, daß ein göttlicher Wächter unerkannt auf das Bild der Entweihung herabblickte, den frevelhaften Jubel hörte und den Götzenkult mitansah. Bald jedoch machte der ungebetene Gast seine Anwesenheit spürbar. Als die Schwelgerei ihren Höhepunkt erreichte, erschien eine Hand, die keines Menschen Hand war, und schrieb auf die Wände des Palastes Buchstaben, die wie Feuer glänzten — Worte, die den vielen Anwesenden zwar unbekannt waren, aber auf den König, dessen Gewissen plötzlich schlug, und auf seine Gäste wie ein böses Vorzeichen des Gerichtes wirkten. PK 367.3
Verstummt war die lärmende Fröhlichkeit, während Männer und Frauen, von namenlosem Schrecken erfaßt, zusahen, wie die Hand langsam geheimnisvolle Buchstaben schrieb. Vor ihren Augen zogen wie in einer Gesamtschau die Taten ihres sündigen Lebens vorüber. Ihnen war, als stünden sie vor den Gerichtsschranken des ewigen Gottes, dessen Macht sie eben noch herausgefordert hatten. Wo einige Augenblicke zuvor noch Heiterkeit geherrscht hatte und gotteslästerliche Reden geführt worden waren, gab es jetzt bleiche Gesichter und angstvolle Rufe. Wenn Gott Menschen mit Furcht erfüllt, können sie die Heftigkeit ihres Schreckens nicht verbergen. PK 368.1
Lies Daniel 5,18–31 und Offenbarung 16,12–19. Welche Parallelen findest du zwischen einigen der Plagen in der Offenbarung und der Geschichte vom Untergang Babylons?
Während der König noch im Kreise derer, deren Schicksal besiegelt war, im Festsaal weilte, unterrichtete ihn ein Bote, “daß seine Stadt genommen sei” von dem Feind, vor dessen Plänen er sich so sicher gefühlt hatte. Die Furten seien schon besetzt ... “und die Kriegsleute verzagt”. Jeremia 51,31.32. Gerade als er und seine Edlen aus den heiligen Gefäßen des Herrn tranken und ihre Götzen aus Silber und Gold priesen, drangen die Meder und Perser, die den Euphrat aus seinem Strombett abgeleitet hatten, in das Herz der unbewachten Stadt vor. Nun stand das Heer des Cyrus an den Mauern des Palastes. Die Stadt war “wie mit Heuschrecken” (Jeremia 51,14) von den Soldaten des Feindes angefüllt, deren Siegesgeschrei man durch die Verzweiflungsrufe der überraschten Zecher vernehmen konnte. PK 371.3
Die Hauptstadt des alten Babylon wurde zu beiden Seiten des Euphrat erbaut, wodurch die Stadt in zwei Teile geteilt wurde. Der Fluss war auch die Wasserquelle für einen Schutzwall um die Stadt. Da die alten Babylonier die ersten waren, die an den Ufern des Euphrat bauten, und da die ursprüngliche Anwendung sich auf die ursprünglichen Siedler dort beziehen muss, erscheint der „große Fluss Euphrat“ als ein Symbol für „die Wasser, wo die Hure sitzt“ (Offb 17,15) – das moderne Babylon. Und diese wichtige Wahrheit wird durch die Tatsache verstärkt, dass die alte Stadt Babylon heute nicht mehr existiert, während die Prophezeiung von einem heutigen Babylon spricht.
Damit es ein modernes Babylon geben kann, müssen sich heute notwendigerweise die Bedingungen und Ereignisse wiederholen, die das alte Babylon in seiner Verbindung mit dem Volk Gottes wesentlich geprägt haben. Folglich muss ihre Gefangenschaft in Babylon, dem Typus (Jer. 29:10), ihre Entsprechung in Babylon, dem Antitypus, finden. Es ist daher ganz offensichtlich, dass der Engel, der „an den großen Strom Euphrat gebunden ist“ [Offb. 9:14], ein Bild für die christliche Kirche während ihrer Gefangenschaft im antitypischen Babylon – „der großen Stadt“, die nach der Zeit des Johannes entsteht – sein muss.
Darüber hinaus zeigt die Aussage der Stimme vom goldenen Altar: „Bindet die vier Engel, die gebunden sind“, eindeutig, dass die Kirche (die Engel) zum Zeitpunkt, als die „Stimme“ sprach, bereits in Gefangenschaft war und befreit werdensollte.
Die Ausführung des Befehls „Löst die vier Engel“, d. h. die Kirche aus ihrer Gefangenschaft in Babylon zu befreien, führte dazu, dass sie von ihrer langen Knechtschaft unter der Tyrannei der kirchlich-staatlichen Herrschaft befreit wurde und die Bibel dem Volk Gottes zurückgegeben wurde, damit es in Ehrfurcht und ohne Gunst gegenüber Menschen studieren und Gott verehren konnte und nur seinem Gewissen und seinem Gott Rechenschaft schuldig war. In der darauf folgenden Auflösung der Union von Kirche und Staat wurden die „vier Engel“ losgelassen.
Lies 2. Chronik 36:22, 23. Inwiefern ähnelt die Geschichte von Cyrus der von Nebukadnezar? Inwiefern unterscheidet sie sich? Welche Bedeutung hat der Erlass? Wie wirkte er sich schließlich auf das erste Kommen Jesu Jahrhunderte später aus?
Die Ankunft der Armee des Cyrus vor den Mauern Babylons war für die Juden ein Zeichen, daß ihre Befreiung aus der Gefangenschaft herannahte. Mehr als hundert Jahre vor der Geburt des Cyrus hatte ihn das prophetische Wort namentlich erwähnt und zugleich berichtet, welchen Anteil er an der unerwarteten Eroberung der Stadt Babylon und an der Befreiung der gefangenen Kinder Israel haben sollte. Durch Jesaja war das Wort ergangen: PK 387.1
“So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Cyrus, den ich bei seiner rechten Hand ergriff, daß ich Völker vor ihm unterwerfe und Königen das Schwert abgürte, damit vor ihm Türen geöffnet werden und Tore nicht verschlossen bleiben: Ich will vor dir hergehen und das Bergland eben machen, ich will die ehernen Türen zerschlagen und die eisernen Riegel zerbrechen und will dir heimliche Schätze geben und verborgene Kleinode, damit du erkennst, daß ich der Herr bin, der dich beim Namen ruft, der Gott Israels.” Jesaja 45,1-3. PK 387.2
Kyrus, unter dessen Befehl die medo-persische Armee in Babylon einmarschierte, war noch nicht geboren, als der Prophet Jesaja über ihn schrieb. Aber Gott gedachte seiner Verheißung, und als Belsazar sich in der Nacht der Ausschweifungen und tödlichen Ausschweifungen vollkommen sicher fühlte, öffnete Gott vor Kyrus die zweiflügeligen Tore und ermöglichte die Eroberung des Königreichs. Dort trafen die Meder und Perser auf Daniel und seine Gefährten, die Cyrus auf die Schriften aufmerksam machten, die nicht nur seinen Sieg vorhergesagt hatten, sondern sogar seinen Namen. Nachdem Cyrus die Macht Gottes gesehen und gespürt hatte, war er bewegt, zu verkünden:
Esra 1:2-11 – „So spricht Cyrus, König von Persien: Der Herr, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben und mir aufgetragen, ihm in Jerusalem, das in Juda liegt, ein Haus zu bauen. Wer unter euch gehört zu seinem Volk? Der habe seinen Gott mit sich und ziehe hinauf nach Jerusalem in Juda und baue das Haus des Herrn, des Gottes Israels, der in Jerusalem ist. Und wer an seinem Wohnort bleibt, dem sollen die Männer seines Ortes mit Silber, Gold, Gütern und Vieh helfen, außer der freiwilligen Gabe für das Haus Gottes in Jerusalem. Da standen die Obersten der Väter von Juda und Benjamin, die Priester und die Leviten und alle, deren Geist Gott erweckt hatte, auf, um hinaufzuziehen und das Haus des Herrn in Jerusalem zu bauen. Und alle, die um sie her waren, stärkten ihre Hände mit silbernen und goldenen Gefäßen, mit Gütern und Vieh und Kostbarkeiten, außer allem, was freiwillig gegeben wurde. Auch der König Kyrus brachte die Gefäße des Hauses des Herrn hervor, die Nebukadnezar aus Jerusalem weggebracht und in das Haus seiner Götter gestellt hatte; diese brachte Kyrus, der König von Persien, durch die Hand des Schatzmeisters Mithredath hervor und zählte sie vor Scheschbazar, dem Fürsten von Juda. Und dies ist ihre Zahl: dreißig goldene Schüsseln, tausend silberne Schüsseln, neunundzwanzig Messer, dreißig goldene Schüsseln, vierhundertzehn silberne Schüsseln zweiter Art und tausend andere Gefäße. Alle Gefäße aus Gold und Silber waren fünftausendvierhundert. All dies brachte Scheschbazzar mit den Gefangenen, die aus Babylon nach Jerusalem gebracht worden waren.
Es ist nicht schwer zu erkennen, dass das Königreich bis zum heutigen Tag bestanden hätte, wenn die Herrscher des medo-persischen Reiches weiterhin im Geiste Kyros regiert hätten. Dieses Königreich wich jedoch Griechenland, Griechenland wich Rom und Rom wich den heutigen Nationen. Es ist klar zu sehen, dass die heutigen Königreiche noch bestehen, weil Gott es so gewollt hat.
Jede Nation, die die Weltbühne betreten hat, durfte ihren Platz auf Erden einnehmen, damit entschieden werde, ob sie die Absichten des Wächters und des allein Heiligen erfülle. Die Prophetie hat die Entstehung und Entwicklung der großen Weltreiche — Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom — aufgezeichnet. Bei jedem von ihnen, wie auch bei den nicht so mächtigen Reichen, hat sich die Geschichte wiederholt. Jedes hatte seine Zeit der Erprobung; jedes versagte; sein Ruhm verblaßte, seine Macht schwand dahin. PK 374.1
Während Völker Gottes Grundsätze verwarfen und dadurch ihren eigenen Untergang herbeiführten, waltete doch offensichtlich zu allen Zeiten ein göttlicher, alles beherrschender Plan. Genau dies war dem Propheten Hesekiel während seiner Verbannung im Land der Chaldäer in einem großartigen Bild gezeigt worden. Seinem erstaunten Blick boten sich Symbole als Offenbarung einer alles beherrschenden Macht dar, die mit den Staatsgeschäften der irdischen Herrscher zu tun hat. PK 374.2
An den Ufern des Flusses Kebar schaute Hesekiel einen Wirbelsturm, der vom Norden zu kommen schien, “eine mächtige Wolke und loderndes Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie blinkendes Kupfer”. Hesekiel 1,4. Mehrere Räder, die jedes “mitten durch das andere” (Hesekiel 1,16, Henne) ging, wurden von vier Lebewesen bewegt. Hoch über diesen “sah es aus wie ein Saphir, einem Thron gleich, und auf dem Thron saß einer, der aussah wie ein Mensch”. Hesekiel 1,26. “Und es erschien an den Cherubim etwas wie eines Menschen Hand unter ihren Flügeln.” Hesekiel 10,8. Die Räder waren so kompliziert angeordnet, daß es auf den ersten Blick aussah, als seien sie durcheinandergeraten; doch sie bewegten sich in vollkommener Harmonie. Himmlische Wesen, unterstützt und geleitet durch die Hand unter den Flügeln der Cherubim, trieben die Räder an. Über ihnen, auf dem saphirnen Thron, saß der Ewige, und um den Thron spannte sich ein Regenbogen, das Zeichen der göttlichen Gnade. PK 374.3
Wie das räderähnliche Gewirr von der Hand unter den Cherubimflügeln gelenkt wurde, so untersteht auch das verworrene Spiel menschlichen Geschehens der göttlichen Herrschaft. Inmitten des Streites und Aufruhrs der Völker lenkt der Herr, der über den Cherubim thront, die Geschehnisse auf dieser Erde. PK 374.4
Auch uns hat die Geschichte der Völker heute etwas zu sagen. Jedem Volk und jedem einzelnen Menschen hat Gott einen Platz in seinem großen Plan zugewiesen. Heute werden Menschen und Nationen durch das Lot in der Hand dessen geprüft, der keinen Fehler macht. Aufgrund ihrer eigenen Wahl bestimmen sie ihr Geschick, und Gott hat alles in der Hand, um seine Absichten zu erfüllen. PK 375.1