„ Ich aber habe ein Zeugnis, das größer ist als das des Johannes; denn die Werke, die mir der Vater gab, daß ich sie vollbringe, eben die Werke, die ich tue, geben Zeugnis von mir, daß der Vater mich gesandt hat.“ Johannes 5:36
„Jesus spricht von Johannes, damit sie sehen, wie sie, indem sie ihn ablehnen, auch den Propheten ablehnen, den sie mit Freude empfangen haben. Er erklärt weiter: „Ich aber habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, damit ich sie vollende, die Werke selbst, die ich vollbringe, zeugen von mir, dass der Vater mich gesandt hat.“ Hatte sich nicht der Himmel geöffnet und Licht vom Thron Gottes ihn mit Herrlichkeit umhüllt, während die Stimme Jehovas verkündete: ‚Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe‘? Darüber hinaus erklärten seine eigenen Werke seine Göttlichkeit. Er, der als Sabbatschänder angeklagt worden war, stand vor seinen Anklägern, gekleidet in göttliche Gnade, und sprach Worte, die sie wie Pfeile der Wahrheit durchbohrten. Anstatt sich für die Tat zu entschuldigen, über die sie sich beschwerten, oder seine Absicht zu erklären, wandte er sich gegen die Herrscher, und der Angeklagte wurde zum Ankläger. 2SP 170.2
Er tadelt sie wegen ihrer Herzenshärte und wegen der blinden Unwissenheit, mit der sie die Schriften lesen, während sie sich ihrer Überlegenheit über jedes andere Volk rühmen. Sie, die sich als Lehrer der Schriften und Ausleger des Gesetzes aufspielen, sind selbst in erbärmlicher Weise unwissend, was dessen Ansprüche betrifft. Er prangert ihre Weltlichkeit an, ihre Liebe zu Lob und Macht, ihre Habgier und ihren Mangel an Mitgefühl. Er wirft ihnen vor, dass sie die Schriften, die sie angeblich verehren, nicht glauben, dass sie ihre Formen und Zeremonien befolgen, aber die großen Wahrheitsgrundsätze, die die Grundlage des Gesetzes bilden, ignorieren. Er erklärt, dass sie das Wort Gottes abgelehnt haben, weil sie denjenigen abgelehnt haben, den Gott gesandt hat. Er befiehlt ihnen: „Forscht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben in ihr, und sie ist es, die von mir zeugt.“ 2SP 171.1
Lies Johannes 5:17, 20, 36–38. Wie beschreiben diese Verse die Beziehung zwischen Jesus und Gott dem Vater, insbesondere im Zusammenhang mit den Zeichen?
Das ganze Volk der Juden nannte Gott seinen Vater. Hätte Jesus sein Verhältnis zu Gott in ähnlicher Weise beschrieben, dann würden sie sich nicht so erregt haben. Doch sie beschuldigten ihn der Gotteslästerung und zeigten damit, daß sie ihn sehr wohl verstanden, als er diesen Anspruch im höchsten Sinne erhob. LJ 192.3
Jesus wies die Beschuldigung der Gotteslästerung zurück. Er erklärte: Meine Vollmacht zu dem Werk, um dessentwillen ihr mich anklagt, beruht darauf, daß ich der Sohn Gottes bin, eins mit ihm in Wesen, Willen und Absicht. In allen seinen Werken der Schöpfung und der Vorsehung wirke ich zusammen mit Gott. “Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun.” Johannes 5,19. Die Priester und Rabbiner stellten den Sohn Gottes gerade um des Werkes willen zur Rede, zu dessen Durchführung er in die Welt gesandt worden war. Durch ihre Sünden hatten sie sich von Gott getrennt, und in ihrem Hochmut gingen sie ihre eigenen Wege. Sie meinten, aus sich selbst zu allen Dingen befähigt zu sein, und sahen keine Notwendigkeit, ihr Handeln von göttlicher Weisheit leiten zu lassen. Der Sohn Gottes aber war dem Willen des Vaters untertan und von seiner Macht abhängig. So weitgehend hatte Christus sein Ich aufgegeben, daß er selber keine Pläne machte. Er unterwarf sich bereitwillig den Plänen, die Gott mit ihm vorhatte und die der Vater ihm Tag für Tag enthüllte. Genauso sollten auch wir uns auf Gott verlassen. Unser Leben wird dann nur noch die Ausführung seines Willens sein. LJ 193.2
Der Heiland fährt fort: “Was dieser [der Vater] tut, das tut gleicherweise auch der Sohn ... Wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.” Johannes 5,19.21. Die Sadduzäer meinten, es gäbe keine Auferstehung des Leibes; Jesus aber versichert ihnen, daß eine der größten Taten seines Vaters die Auferweckung der Toten sei und er selber auch die Macht habe, diese Tat zu vollbringen. “Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören werden, die werden leben.” Johannes 5,25. Die Pharisäer glaubten an die Auferstehung der Toten. Christus erklärte, daß die Kraft, die den Toten Leben verleiht, sich gerade jetzt unter ihnen befinde und daß sie ausersehen seien, ihre Wirksamkeit zu schauen. Es ist dieselbe Auferweckungskraft, die einer Seele, welche “tot” ist in “Übertretungen und Sünden” (Epheser 2,1), Leben spendet. Dieser lebenspendende Geist in Christus Jesus, “die Kraft seiner Auferstehung” (Philipper 3,10), macht Menschen “frei ... von dem Gesetz der Sünde und des Todes”. Römer 8,2. Die Herrschaft des Bösen ist gebrochen, und durch den Glauben wird die Seele vor der Sünde bewahrt. Wer sein Herz dem Geist Christi öffnet, wird Teilhaber jener mächtigen Kraft, die seinen Leib aus dem Grabe hervorkommen läßt. LJ 195.1
Der demütige Nazarener macht seine wahre Größe geltend. Er erhebt sich über alles Menschliche, streift die Gestalt der Sünde und Schmach ab und steht sichtbar vor aller Augen, der Ruhm der Engel, der Sohn Gottes, eins mit dem Schöpfer des Weltalls. Seine Zuhörer sind fasziniert. Niemand hat je solche Worte gesprochen wie er oder ist mit solch königlicher Würde aufgetreten. Was er sagte, war deutlich und klar und erklärte voll und ganz seinen Auftrag sowie die Pflicht der Welt. “Denn der Vater richtet niemand; sondern alles Gericht hat er dem Sohn gegeben, damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat ... Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber, und hat ihm Macht gegeben, das Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.” Johannes 5,22.23.26.27. LJ 195.2
Lies die folgenden Texte: Johannes 5:39, 40, 46, 47. Was lehren sie uns über die Einstellung Jesu zur Autorität der Heiligen Schrift?
Die Juden besaßen die heiligen Schriften und glaubten durch lediglich äußere Kenntnis des Wortes das ewige Leben zu finden. Doch Jesus sagte: “Sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen.” Johannes 5,38. Dadurch, daß sie Christus in seinem Wort verworfen hatten, verwarfen sie ihn zugleich als Person. “Doch wollt ihr nicht zu mir kommen”, erklärte er, “daß ihr das Leben hättet.” Johannes 5,40. LJ 198.1
Die jüdischen Obersten hatten zwar die Lehren der Propheten über das Reich des Messias studiert, jedoch nicht in der aufrichtigen Absicht, die Wahrheit zu erkennen, sondern um Beweise zu finden, die ihre ehrgeizigen Hoffnungen stützten. Als Christus in einer Art kam, die ihren Erwartungen nicht entsprach, wollten sie ihn nicht annehmen. Und um sich zu rechtfertigen, versuchten sie nachzuweisen, daß er ein Betrüger sei. Nachdem sie sich einmal auf diesen Weg begeben hatten, fiel es Satan leicht, sie in ihrem Widerstand gegen Christus zu verhärten. Gerade die Worte, die sie als Beweis seiner Göttlichkeit hätten annehmen sollen, deuteten sie gegen ihn. So verwandelten sie die Wahrheit Gottes in eine Lüge, und je unverhüllter der Heiland in seinen Werken der Barmherzigkeit zu ihnen sprach, desto entschlossener widersetzten sie sich dem Licht. LJ 198.2
“Wenn ihr Mose glaubtet”, sprach Jesus, “so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr meinen Worten glauben?” Johannes 5,46.47. Christus hatte durch Mose zu den Israeliten geredet. Hätten sie auf die göttliche Stimme geachtet, die durch ihren großen Führer gesprochen hatte, dann würden sie sie in den Lehren Christi wiedererkannt haben. Hätten sie Mose geglaubt, so würden sie auch an den geglaubt haben, von dem Mose schrieb. LJ 199.2
Lies die folgenden Texte: Johannes 13:18; Johannes 17:12; und Johannes 19:24, 28, 36. Was lehren sie über die Autorität der Heiligen Schrift, wie sie von Jesus und Johannes verstanden wurde? Was sagt uns dies über die entscheidende Rolle, die die gesamte Heilige Schrift auch für unseren Glauben spielen muss?
Auf jeder Seite der Geschichts-, Lehr- und prophetischen Bücher des Alten Testaments erstrahlt die Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Soweit die jüdische Ordnung auf göttliche Anweisung zurückging, war sie eine gedrängte Weissagung der Frohbotschaft. Von Christus “zeugen alle Propheten”. Apostelgeschichte 10,43. Angefangen mit der Weissagung an Adam, über die Zeit der Patriarchen und der Gesetzgebung — immer ebnete das herrliche Licht des Himmels den Fußspuren des Erlösers den Weg. Seher schauten den “Stern” von Bethlehem, den verheißenen “Helden” (1.Mose 49,10), während künftige Ereignisse geheimnisvoll an ihnen vorüberzogen. Jedes Opfer deutete auf Christi Tod hin. Mit jeder Wolke des Räuchopfers stieg seine Gerechtigkeit empor. Mit jeder Posaune des “Erlaßjahres” ertönte sein Name. 3.Mose 25,13. In dem ehrfurchtgebietenden Geheimnis des Allerheiligsten wohnte seine Herrlichkeit. LJ 197.4
Wie sind die folgenden neutestamentlichen und alttestamentlichen Passagen miteinander verbunden? Das heißt, wie verwendet das Neue Testament diese Texte, um Zeugnis von Jesus abzulegen?
Johannes 1:23, Jes. 40:3 – Die Schriftstelle, auf die Johannes hier verwies, war jene herrliche Weissagung: “Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und prediget ihr, daß ihre Knechtschaft ein Ende hat, daß ihre Schuld vergeben ist ... Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat’s geredet.” Jesaja 40,1-5. LJ 118.10
Wenn im Altertum ein König durch weniger bevölkerte Teile seines Gebietes reiste, wurde dem fürstlichen Wagen eine Abteilung Männer vorausgeschickt, um etwaige unebene Wegstellen auszubessern, damit der König ungefährdet und unbehindert reisen konnte. Dieses Bild gebrauchte der Prophet, um das Wirken des Evangeliums zu veranschaulichen. LJ 118.11
Johannes 2:16, 17; Ps. 69:9 – Furcht ergreift die Menge, die von der Göttlichkeit Jesu berührt wird. Hunderte bleicher Lippen stoßen Schreckensrufe aus, selbst die Jünger zittern. Jesu Worte und sein Auftreten entsetzen sie um so mehr, da es nicht nur ungewöhnlich, sondern auch ungewohnt ist. Sie erinnern sich, daß von ihm geschrieben steht: “Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen.” Johannes 2,17. LJ 144.1
Bald ist die lärmende Menge mit ihren Waren aus der Nähe des Tempels verschwunden. Die Höfe sind frei von unheiligem Handel, und eine tiefe, feierliche Stille legt sich über die Stätte der Verwirrung. Die Gegenwart des Herrn, die vor alters den Berg heiligte, hat jetzt den zu seiner Ehre erbauten Tempel geheiligt. LJ 144.2
Johannes 7:38, Jer. 2:13 – “Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.” Johannes gab dazu die Erklärung: “Das sagte er aber von dem Geist, welchen empfangen sollten, die an ihn glaubten.” Johannes 7,37-39. Aus einem dürren, unfruchtbaren Boden hervorquellendes frisches Wasser, das die Wüste zum Blühen bringt und Verschmachtenden Leben spendet, ist Sinnbild der göttlichen Gnade. Christus allein kann sie schenken, gleicht sie doch dem Lebenswasser, das die Seele reinigt, erquickt und stärkt. In wem Christus auch immer wohnt, der besitzt eine niemals versiegende Quelle der Gnade und Kraft. Jesus macht das Leben froh und erleuchtet den Weg derer, die ihn aufrichtig suchen. Die von ihm empfangene Liebe wird gute Werke zum ewigen Leben hervorbringen. Sie macht nicht nur den Menschen glücklich, aus dem sie quillt; wie ein lebendiger Strom wird sie in Worten und Taten der Gerechtigkeit überfließen und auch die Durstigen in seiner Umgebung erquicken. PP 393.2
Für Jeremia ist Christus “die lebendige Quelle” (Jeremia 2,13), und Sacharja nennt ihn “einen offenen Quell ... gegen Sünde und Befleckung”. Sacharja 13,1. PP 394.1
Johannes 19:36, Num. 9:12 – Die rohen Soldaten waren durch alles, was sie von Jesus gesehen und gehört hatten, milde gestimmt worden, und sie verzichteten darauf, ihm die Beine zu brechen. So erfüllte sich in der Opferung des Gotteslammes das Passahgesetz: “Sie sollen nichts davon übriglassen bis zum Morgen, auch keinen Knochen davon zerbrechen und sollen’s ganz nach der Ordnung des Passah halten.” 4.Mose 9,12. LJ 773.3
Denn solches ist geschehen, daß die Schrift erfüllt würde: ‘Ihr sollt ihm kein Bein brechen.’ Und abermals spricht die Schrift: ‘Sie werden sehen auf den, in welchen sie gestochen haben.’” Johannes 19,34-37. LJ 774.1
Was offenbaren die folgenden Abschnitte aus dem Johannesevangelium über Jesus als Erfüllung der messianischen Prophezeiung?
Johannes 12:13, Ps. 118:26 - Als Jesus in Jerusalem einzog, „begann die ganze Schar der Jünger, sich zu freuen und Gott mit lauter Stimme zu preisen wegen all der mächtigen Taten, die sie gesehen hatten; und sie sprachen: Gepriesen sei der König, der da kommt im Namen des Herrn! Friede im Himmel und Herrlichkeit in der Höhe! Und einige Pharisäer aus der Menge sagten zu ihm: Meister, weise deine Jünger zurecht! Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien (Lukas 19:37-40).“ 1SM 412.1
Johannes 12:14, 15; Sacharja 9:9 – Sie sahen die Kranken geheilt, Blinde wurden sehend, Taube hörend, und die Krüppel hüpften vor Freude. Noch lauter jubelten die Kinder, deren Gebrechen Jesus geheilt hatte. Er hatte sie in seinen Armen gehalten und ihre Küsse inniger Dankbarkeit angenommen. Manche waren an seiner Brust eingeschlafen, während er das Volk lehrte. Als er geendet hatte, sangen jubelnde Kinderstimmen aufs neue sein Lob. Sie riefen Hosianna wie am Tage zuvor und schwenkten triumphierend Palmzweige vor dem Herrn. Der Tempel hallte von ihren Rufen wider: “Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!” — “Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.” — “Hosianna dem Sohn Davids!” Matthäus 21,9; Sacharja 9,9. LJ 582.4
Johannes 13:18, Ps. 41:9 – Bei der Fußwaschung hatte Christus den eindeutigen Beweis gegeben, daß er den Charakter des Judas erkannte. “Ihr seid nicht alle rein” (Johannes 13,11), hatte er gesagt. Diese Worte überzeugten den falschen Jünger, daß Jesus von seinen geheimen Absichten wußte. Jetzt sprach Christus noch deutlicher. Als sie um den Tisch saßen, sagte er, und dabei blickte er seine Jünger an: “Nicht rede ich von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe. Aber es muß die Schrift erfüllt werden: ‘Der mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen.’” Johannes 13,18. LJ 653.1
Johannes 19:37, Sacharja 12:10, Sacharja 13:6 – Die Priester und Obersten waren überrascht, daß Jesus schon gestorben war. Der Kreuzestod bedeutete ein sehr langsames Sterben, und es war schwer festzustellen, wann das Herz des Gekreuzigten aufgehört hatte zu schlagen. Es war außergewöhnlich, wenn jemand innerhalb sechs Stunden nach der Kreuzigung starb. Die Priester aber wollten Gewißheit über den Tod Jesu haben, und auf ihre Veranlassung stieß ein Kriegsknecht einen Speer in die Seite des Heilandes. Aus der auf diese Weise entstandenen Wunde flossen Wasser und Blut. Das wurde von allen festgestellt, die das Kreuz umstanden, und Johannes vermittelt dieses Geschehen sehr genau: “Der Kriegsknechte einer öffnete seine Seite mit einem Speer, und alsbald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubet. Denn solches ist geschehen, daß die Schrift erfüllt würde: ‘Ihr sollt ihm kein Bein brechen.’ Und abermals spricht die Schrift: ‘Sie werden sehen auf den, in welchen sie gestochen haben.’” Johannes 19,34-37. LJ 774.1
Lies Johannes 8:12-30. Welche Dynamik herrscht hier zwischen Jesus und diesen religiösen Führern? Welche Texte erklären am besten, warum viele ihn ablehnten?
Gott ist Licht. Mit den Worten: “Ich bin das Licht der Welt” erklärte Christus sowohl sein Einssein mit Gott als auch seine Verwandtschaft mit allen Menschen. Er war es gewesen, der zu Anfang hatte “das Licht aus der Finsternis hervorleuchten” lassen. 2.Korinther 4,6. Von ihm erhalten auch Sonne, Mond und Sterne ihr Licht. Er war ferner das geistliche Licht, das sinnbildhaft im Tempeldienst wie in der Prophetie über Israel geleuchtet hatte. Doch dieses Licht war nicht nur den Juden geschenkt worden. Wie die Sonnenstrahlen in die fernsten Winkel hineinleuchten, so erstrahlt das Licht der Sonne der Gerechtigkeit für jeden Menschen. LJ 459.3
Mit den Worten: “Ich bin das Licht der Welt” bekannte sich Jesus als Messias. Der alte Simeon hatte im Tempel, in dem Jesus soeben lehrte, von ihm als einem “Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volks Israel” gesprochen. Lukas 2,32. Mit diesen Worten hatte er eine Weissagung auf ihn bezogen, die in ganz Israel bekannt war. Durch den Propheten Jesaja hatte der Heilige Geist erklärt: “Es ist zu wenig, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.” Jesaja 49,6. Diese Weissagung wurde allgemein auf den Messias bezogen, und als Jesus nun sagte: “Ich bin das Licht der Welt”, konnte das Volk nicht umhin, seinen Anspruch, der Verheißene zu sein, zu erkennen. LJ 460.1
Die Pharisäer und Obersten des Volkes hielten diesen Anspruch allerdings für eine Anmaßung. Daß ein Mensch wie ihresgleichen so etwas von sich behauptete, konnten sie nicht dulden. Sie taten so, als hätten sie seine Worte nicht verstanden, und fragten ihn: “Wer bist du denn?” Johannes 8,25. Sie wollten damit erreichen, daß er sich selbst als Christus bezeichnete. Sein Aussehen aber und seine Taten wichen so sehr von den Erwartungen des Volkes ab, daß es ihn, wie seine listigen Feinde glaubten, als Betrüger zurückweisen würde, falls er sich ihm als der Messias vorstellte. LJ 460.2
Auf ihre Frage: “Wer bist du denn?” antwortete Jesus: “Erstlich das, was ich euch eben sage!” Johannes 8,25 (Schlachter). Was sich in seinen Worten offenbarte, das zeigte sich auch in seinem Wesen. Er verkörperte die Wahrheiten, die er lehrte. “Von mir selbst tue ich nichts”, versicherte Jesus und fuhr fort: “Wie mich mein Vater gelehrt hat, solches rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.” Johannes 8,28.29 (Schlachter). Er unternahm keinen Versuch, seinen messianischen Anspruch zu beweisen, sondern unterstrich sein Einssein mit Gott. Wären die Herzen der Pharisäer der Liebe Gottes gegenüber aufgeschlossen gewesen, so hätten auch sie Jesus angenommen. LJ 461.1
„Ihr richtet nach dem Fleisch; ich richte niemanden. Und doch, wenn ich richte, ist mein Urteil wahr; denn ich bin nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.“ So erklärte er, dass er von Gott gesandt wurde, um sein Werk zu tun. Er hatte sich nicht mit Priestern oder Herrschern über den Kurs beraten, den er einschlagen sollte; denn sein Auftrag kam von der höchsten Autorität, dem Schöpfer des Universums. Jesus hatte in seinem heiligen Amt das Volk gelehrt, Leid gelindert, Sünden vergeben und den Tempel, das Haus seines Vaters, gereinigt und die Entweiher aus seinen heiligen Pforten vertrieben; er hatte das heuchlerische Leben der Pharisäer verurteilt und ihre verborgenen Sünden getadelt; und bei all dem hatte er auf Weisung seines himmlischen Vaters gehandelt. Aus diesem Grund hassten sie ihn und trachteten ihm nach dem Leben. Jesus erklärte ihnen: „Ihr seid von unten, ich bin von oben. Ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.“ 2SP 355.1
„Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin, und dass ich nichts von mir selbst aus tue, sondern so, wie mein Vater mich gelehrt hat.“ „Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich immer das tue, was ihm gefällt.“ Diese Worte wurden mit ergreifender Kraft gesprochen und verschlossen den Pharisäern für eine Weile den Mund und veranlassten viele derjenigen, die aufmerksam zuhörten, sich Jesus anzuschließen und an ihn als den Sohn Gottes zu glauben. Zu diesen Gläubigen sagte er: “Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Aber zu den Pharisäern, die ihn ablehnten und ihre Herzen gegen ihn verhärteten, erklärte er: ‚Ich gehe meinen Weg, und ihr werdet mich suchen und in euren Sünden sterben; wohin ich gehe, könnt ihr nicht kommen.‘ 2SP 355.2
„Aber die Pharisäer griffen seine Worte auf, die an diejenigen gerichtet waren, die glaubten, und kommentierten sie mit den Worten: „Wir sind Abrahams Nachkommen und waren nie in der Knechtschaft eines Menschen; wie sagst du: Ihr sollt frei sein?“ Jesus schaute auf diese Männer – die Sklaven des Unglaubens und der bitteren Bosheit, deren Gedanken auf Rache gerichtet waren – und antwortete ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, ist der Sünde Knecht.“ Sie waren in schlimmster Knechtschaft, beherrscht vom Geist des Bösen. Jesus erklärte ihnen, dass sie, wenn sie die wahren Kinder Abrahams wären und im Gehorsam gegenüber Gott lebten, nicht versuchen würden, jemanden zu töten, der die Wahrheit sprach, die ihm von Gott gegeben wurde. Dies war nicht das Werk Abrahams, den sie als ihren Vater beanspruchten. 2SP 356.1
„Jesus bestritt mit überraschender Deutlichkeit, dass die Juden dem Beispiel Abrahams folgten. Er sagte: „Ihr tut die Werke eures Vaters.“ Die Pharisäer, die seine Bedeutung teilweise verstanden, sagten: „Wir sind nicht aus Unzucht geboren; wir haben einen Vater, Gott.“ Aber Jesus antwortete ihnen: „Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; ich bin auch nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt.“ Die Pharisäer hatten sich von Gott abgewandt und weigerten sich, seinen Sohn anzuerkennen. Wären sie für die Liebe Gottes offen gewesen, hätten sie den Erlöser anerkannt, den er in die Welt gesandt hatte. Jesus offenbarte mutig ihren verzweifelten Zustand: 2SP 356.2
„Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Er war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. Und weil ich die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.“ Diese Worte wurden mit leidvollem Pathos gesprochen, als Jesus erkannte, in welch schrecklichen Zustand diese Männer geraten waren. Aber seine Feinde hörten ihm mit unkontrollierbarem Zorn zu, obwohl seine majestätische Haltung und die mächtige Kraft der von ihm ausgesprochenen Wahrheiten sie machtlos machten. Jesus fuhr fort, den scharfen Kontrast zwischen ihrer Position und der Abrahams herauszustellen, dessen Kinder sie zu sein behaupteten: 2SP 357.1
„Euer Vater Abraham freute sich, meinen Tag zu sehen; und er sah ihn und war froh.“ Die Juden hörten dieser Behauptung ungläubig zu und sagten spöttisch: “Du bist noch keine fünfzig Jahre alt, und hast du Abraham gesehen?“ Jesus antwortete mit einer erhabenen Würde, die ihre schuldigen Seelen mit einem Schauer der Überzeugung durchlief: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich.“ Einen Augenblick lang herrschte Schweigen unter allen Leuten, als ihnen die großartige und furchtbare Bedeutung dieser Worte dämmerte. Aber die Pharisäer erholten sich schnell von dem Einfluss seiner Worte und fürchteten ihre Wirkung auf das Volk. Sie begannen, einen Aufruhr zu verursachen, und beschimpften ihn als Gotteslästerer. „Da hoben sie Steine auf, um ihn zu bewerfen; aber Jesus versteckte sich und ging aus dem Tempel hinaus, mitten durch sie hindurch, und so ging er vorbei.“ 2SP 357.2