Das Zeugnis der Samaritaner

Lektion 5, 4. Quartal 26. Oktober – 1. November 2024.

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Sabbat Nachmittag, 26. Oktober

Merkvers:

„Und zu der Frau sprachen sie: Nun glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; wir haben selbst gehört und erkannt, daß dieser wahrhaftig der Retter der Welt, der Christus ist! „ Johannes 4:42


Die Juden und die Samariter waren bittere Feinde und vermieden es, so gut es möglich war, miteinander in Berührung zu kommen. Die Rabbiner erlaubten nur für den Notfall, in Handelsverbindung mit den Samaritern zu treten; jeder gesellige Umgang mit ihnen aber war verpönt. Jede Freundlichkeit oder gefällige Handlung, selbst einen Trunk Wasser oder ein Stück Brot, lehnte der Jude ab. Durchaus in Übereinstimmung mit dieser Sitte ihres Volkes kauften die Jünger lediglich die notwendige Speise. Weiter gingen sie nicht. Von einem Samariter irgendeine Gunst zu erbitten oder nach einer Wohltat zu trachten, lag selbst den Jüngern Christi fern. LJ 167.2

Der große Unterschied zwischen den Juden und den Samaritern war ein Unterschied in ihrem Glauben, nämlich betreffs der Frage, worin die wahre Anbetung Gottes bestehe. Die Pharisäer sagten nichts Gutes über die Samariter, sondern überhäuften sie mit den bittersten Flüchen. So groß war die gegenseitige Abneigung zwischen den Juden und den Samaritern, daß es dem samaritischen Weibe befremdlich schien, daß Christus sie um einen Trunk Wassers bat. “Wie bittest du von mir zu trinken,” sagte sie, “so du ein Jude bist, und ich ein samaritisch Weib?” “Denn,” fügt der Evangelist hinzu, “die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern.” Johannes 4,9. Und als die Juden so mit tödlichem Haß gegen Christum erfüllt waren, daß sie sich im Tempel erhoben, um ihn zu steinigen, da konnten sie keine passenderen Worte finden, um ihren Haß auszudrücken, als: “Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist, und hast den Teufel?” Johannes 8,48. Dennoch vernachlässigten der Priester und der Levit gerade das Werk, welches Gott ihnen aufgetragen hatte, und überließen es einem gehaßten und verachteten Samariter, einem ihrer eigenen Landsleute zu dienen. CGl 377.1

Sonntag, 27. Oktober

Der Schauplatz der Begegnung


Lies Johannes 4:1–4. Was war der Hintergrund, der Jesus durch Samaria führte?

„Auf dem Wege nach Galiläa gelangte Jesus auch nach Samaria. Es war mittags, als er das schöne Tal Sichem erreichte, an dessen Eingang der Jakobsbrunnen lag. Ermüdet von der Reise, ließ sich der Heiland zur Rast nieder, während die Jünger hingingen, um Speise zu kaufen. LJ 167.1

Jesus saß durch Hunger und Durst ermattet am Brunnen. Er hatte mit seinen Jüngern seit dem Morgen eine lange Wanderung hinter sich, dazu schien jetzt die heiße Mittagssonne voll hernieder. Sein Durstgefühl verstärkte sich bei dem Gedanken, daß kühles, erfrischendes Wasser ihm so nahe und doch unerreichbar war, da er weder Strick noch Krug hatte und der Brunnen eine erhebliche Tiefe besaß. Er teilte das Los aller menschlichen Kreatur, und er wartete, bis jemand käme, um Wasser zu schöpfen. LJ 167.3

Lies Johannes 4:5–9. Wie nutzte Jesus diese Gelegenheit, um mit der Frau am Brunnen ins Gespräch zu kommen?

Die Frau sah, daß Jesus ein Jude war. In ihrer Überraschung vergaß sie, den Wunsch des Heilandes zu erfüllen, versuchte jedoch, dessen Ursache zu erfahren. “Wie bittest du von mir zu trinken, der du ein Jude bist, und ich ein samaritisch Weib?” LJ 168.1

Jesus antwortete: “Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.” Johannes 4,9.10. Du wunderst dich, daß ich dich um eine so geringe Gunst wie um einen Trunk Wasser aus dem Brunnen zu unsern Füßen bitte; hättest du mich gebeten, würde ich dir von dem Wasser des ewigen Lebens gegeben haben. LJ 168.2

Das Weib verstand Jesu Worte nicht; aber sie fühlte deren ernste Bedeutung. Ihr leichtes, herausforderndes Wesen änderte sich. Sie sagte, in der Annahme, Jesus spräche von dem Wasser dieses Brunnens: “Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser? Bist du mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken ...” Johannes 4,11.12. Sie sah nur einen müden Wanderer vor sich, verstaubt und durstig, und verglich ihn in Gedanken mit dem verehrten Patriarchen Jakob. LJ 168.3

Montag, 28. Oktober

Die Frau am Brunnen


Lies Johannes 4,7–15. Wie nutzt Jesus diese Begegnung, um dieser Frau Zeugnis zu geben?

Jesus beantwortete die ihn betreffende Frage nicht sofort, sondern sagte mit feierlichem Ernst: “Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.” Johannes 4,13.14. LJ 169.1

Wer seinen Durst an den Quellen dieser Welt stillen will, wird immer wieder durstig werden; die Menschen bleiben unbefriedigt. Es verlangt sie nach etwas, das ihre Seele beruhigt. Dieses Verlangen kann nur einer stillen. Christus ist das Bedürfnis der Welt und die Sehnsucht der Völker. Die göttliche Gnade, die er allein mitteilen kann, ist wie lebendiges Wasser, das die Seele belebt, reinigt und erfrischt. LJ 169.2

Jesus sagte nicht, daß ein einziger Trunk von dem Wasser des Lebens genügte. Wer von der Liebe Jesu schmeckt, verlangt beständig nach mehr; er sucht nichts anderes. Die Reichtümer, Ehren und Vergnügungen der Welt haben keinerlei Anziehungskraft mehr für ihn, sondern der beständige Ruf seines Herzens lautet: Mehr von dir! Und er, der der Seele ihre Bedürftigkeit offenbart, wartet darauf, den geistlichen Hunger und Durst zu stillen; denn menschliche Mittel und Wege vermögen es nicht. Die Wasserbehälter können leer werden, die Teiche austrocknen, aber unser Erlöser ist eine unversiegbare Quelle. Wir können trinken und immer wieder schöpfen und finden beständig frischen Vorrat. Wer in Christus wohnt, hat die Quelle des Segens in sich, hat “Brunnen des Wassers ... das in das ewige Leben quillt”. Aus dieser Quelle kann er genügend Kraft und Gnade schöpfen, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. LJ 169.3

Was ist der alttestamentliche Hintergrund für Jesu Aussage über das lebendige Wasser? (Jer. 2:13, Sach. 14:8)?

Da kam eine Frau aus Samaria zum Brunnen und füllte ihren Krug mit Wasser; aber sie schien Jesu Gegenwart nicht zu bemerken. Als sie sich wieder zum Gehen wandte, bat der Heiland sie um einen Trunk. Eine solche Bitte würde kein Orientale abschlagen. Im Morgenland galt das Wasser als Gottesgabe. Dem durstigen Wanderer einen Trunk zu reichen, wurde als eine so heilige Pflicht angesehen, daß die Araber der Wüste keine Mühe scheuten, um sie zu erfüllen. Die Feindschaft, die zwischen Juden und Samaritern bestand, hielt jedoch die Frau davon ab, Jesus eine Freundlichkeit zu erweisen; doch der Heiland suchte das Herz dieser Frau zu gewinnen, indem er mit allem Feingefühl, aus göttlicher Liebe heraus, um eine Gunst bat, statt eine zu gewähren. Ein Anerbieten hätte abgeschlagen werden können, Zutrauen aber erweckt Zutrauen. Der König des Himmels kam zu dieser ausgestoßenen Seele und bat um einen Dienst von ihrer Hand. Er, der den Ozean werden ließ, der dem Wasser der großen Tiefe gebot; er, der die Quellen der Erde öffnete, ruhte müde am Jakobsbrunnen und war selbst um einen Trunk Wasser auf die Freundlichkeit einer Fremden angewiesen. LJ 167.4

Dienstag, 29. Oktober

„Herr, gib mir dieses Wasser“


Wie spiegeln sich in Hesekiel 36:25–27 die Wahrheiten wider, die Jesus Nikodemus und der Frau am Brunnen vermitteln wollte?

Wir dürfen diese Verse der Heiligen Schrift nicht einfach übergehen, wie wir und die gesamte Konfession es bisher getan haben. Wir alle sollten sorgfältig zur Kenntnis nehmen, dass der Herr sich selbst heiligen wird, indem er seine Auserwählten aus den Heiden und aus allen Ländern nimmt und sie in ihr eigenes Land, in das Land ihrer Väter, bringt. „Dann“, wenn sie in das Land ihrer Väter zurückkehren, sagt die Schrift, wird er reines Wasser über sie sprengen, und so werden sie von all ihrer Unreinheit und von all ihren Götzen gereinigt werden. Dann und dort sollen sie ein neues Herz und einen neuen Geist erhalten und dazu gebracht werden, in Gottes Satzungen zu wandeln und seine Gebote zu halten.

Uns wird hier gesagt, dass die endgültige Reinigung der Heiligen, die Reinigung, die alle Spuren der Sünde entfernt, durchgeführt wird, nachdem Gott sein Volk aus den Heiden und aus allen Ländern genommen und in sein eigenes Land gebracht hat. 

Lies Johannes 4:16. Wie reagierte Jesus auf die Bitte der Frau?

Als Jesus von dem lebendigen Wasser sprach, sah ihn das Weib verwundert an. Er erregte ihre Teilnahme und erweckte in ihr ein Verlangen nach jener Gabe, von der er sprach. Sie erkannte, daß er nicht das Wasser des Jakobsbrunnens meinte; denn davon trank sie täglich und wurde doch immer wieder durstig. “Herr”, sagte sie zu ihm, “gib mir solches Wasser, auf daß mich nicht dürste!” LJ 170.1

Plötzlich gab der Herr der Unterhaltung eine andere Wendung. Ehe diese Frau die Gabe empfangen konnte, die er ihr gern schenken wollte, mußte sie nicht nur ihre Sünde bekennen, sondern auch ihren Heiland erkennen. Er sprach zu ihr: “Gehe hin, rufe deinen Mann und komm her!” Sie sprach: “Ich habe keinen Mann.” Mit dieser Antwort hoffte sie alle weiteren Fragen zu umgehen. Doch der Heiland fuhr fort: “Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann. Fünf Männer hast du gehabt, und den du hast, der ist nicht dein Mann; da hast du recht gesagt.” Johannes 4,15-18. LJ 170.2

Mittwoch, 30. Oktober

Jesu Offenbart


Lies Johannes 4,16-24. Was tat Jesus, um dieser Frau zu zeigen, dass er ihre tiefsten Geheimnisse kannte, und wie reagierte sie darauf?

Geduldig ließ der Heiland der Samariterin bei der Führung des Gesprächs völlig freie Hand. Inzwischen wartete er auf eine Gelegenheit, ihrem Herzen aufs neue die Wahrheit nahezubringen. “Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet”, sprach die samaritische Frau, “und ihr sagt, zu Jerusalem sei die Stätte, da man anbeten solle.” Vor ihren Blicken lag der Berg Garizim, dessen Tempel verwüstet war. Nur der Altar stand noch. Um den Ort der Anbetung hatte es zwischen Juden und Samaritern Streit gegeben. Einige der samaritischen Vorfahren waren einst zu Israel gezählt worden; aber ihrer Sünden wegen hatte es der Herr zugelassen, daß sie von einem heidnischen Volk überwunden wurden. Schon viele Generationen hindurch lebten sie mit Götzenanbetern zusammen, deren Religion ihre eigene allmählich entstellt hatte. Sie behaupteten allerdings, daß ihre Götzen sie nur an den lebendigen Gott, den Herrscher des ganzen Weltalls, erinnern sollten, nichtsdestoweniger waren sie soweit gekommen, sich vor Götzenbildern zu beugen. LJ 170.5

Auf die Frage der Samariterin antwortete Jesus: “Glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden.” Johannes 4,21.22. Jesus hatte damit bewiesen, daß er frei war von dem jüdischen Vorurteil gegen die Samariter. Er versuchte sogar das Vorurteil der Samariterin gegen die Juden zu beseitigen. Während er darauf verwies, daß der Glaube der Samariter durch den Götzendienst verdorben war, erklärte er, daß die großen Wahrheiten über die Erlösung den Juden anvertraut seien und daß aus ihrem Volk auch der Messias kommen sollte. In den heiligen Schriften hatten sie eine klare Darstellung vom Wesen Gottes und von den Grundsätzen seiner Regierung. Jesus rechnete sich selbst zu den Juden, denen Gott die Erkenntnis über seine Person gegeben hatte. LJ 171.2

Er wünschte die Gedanken seiner Zuhörerin über alles Äußere und über alle Streitfragen hinauszuheben. “Es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.” Johannes 4,23.24. LJ 171.3

Jesu Worte machten schon während ihrer Unterhaltung großen Eindruck auf die Samariterin. Weder von den Priestern ihres Volkes noch von den Juden hatte sie jemals solche Gedanken gehört. Als der Heiland ihr vergangenes Leben vor ihr enthüllt hatte, war sie sich ihres großen Mangels bewußt geworden. Sie erkannte den Durst ihrer Seele, den die Wasser des Brunnens von Sichar nimmer zu stillen vermochten. Sie war bisher nie mit etwas in Berührung gekommen, das ihr Verlangen nach Höherem geweckt hatte. Jesus hatte sie überzeugt, daß er ihr Leben genau kannte. Dennoch fühlte sie, daß er ihr Freund war, der Mitleid mit ihr hatte und der sie liebte. Obgleich sie sich durch seine reine Gegenwart in ihrer Sünde verdammt fühlte, hatte er kein Wort des Tadels gesprochen, sondern ihr von seiner Gnade erzählt, die ihre Seele erneuern könnte. Sie wurde von seinem Charakter überzeugt, und sie fragte sich, ob dieser Mann nicht der langersehnte Messias sei. Sie sagte zu ihm: “Ich weiß, daß der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn derselbe kommen wird, so wird er’s uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin’s, der mit dir redet.” Johannes 4,25.26. LJ 172.2

Als sie diese Worte hörte, glaubte sie in ihrem Herzen; sie nahm die wunderbare Verkündigung aus dem Munde des göttlichen Lehrers an. LJ 173.1

Donnerstag, 1. November

Das Zeugnis der Samaritaner


Lies Johannes 4:27–29. Welche überraschende Handlung unternahm die Frau?

Die von ihrem Auftrag zurückkommenden Jünger waren überrascht, ihren Meister im Gespräch mit der Samariterin zu finden. Er hatte den erfrischenden und so sehr begehrten Trunk nicht genommen und fand auch nicht die Zeit, die von den Jüngern gebrachte Speise zu sich zu nehmen. Nach dem Fortgang der Frau baten die Jünger ihn, zu essen. Der Heiland aber saß still und nachdenklich; sein Angesicht strahlte von einem inneren Licht, und sie fürchteten, seine Gemeinschaft mit Gott zu stören. Sie wußten, daß er hungrig und matt war, und sie fühlten sich verpflichtet, ihn an seine leiblichen Bedürfnisse zu erinnern. Jesus anerkannte ihre liebevolle Fürsorge und sagte: “Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wisset.” LJ 173.4

Unser Heiland dürstet danach, angenommen zu werden; er hungert nach dem Mitgefühl und der Liebe derer, die er mit seinem eigenen Blut erkauft hat. Mit innigem Verlangen sehnt er sich danach, daß sie zu ihm kommen und das Wasser des Lebens empfangen. Wie eine Mutter auf das erste erkennende Lächeln ihres Kindes achtet, das dadurch sein erwachendes Verständnis anzeigt, so wartet Christus auf den Ausdruck dankbarer Liebe, der ihm zeigt, daß das geistliche Leben in den Herzen der Menschen erwacht ist. LJ 174.1

Die Worte Jesu hatten die Samariterin mit Freude erfüllt. Die wunderbare Offenbarung überwältigte sie fast. Sie ließ ihren Krug stehen und eilte in die Stadt, um den andern diese Botschaft zu bringen. Jesus wußte, warum sie gegangen war; der zurückgelassene Wasserkrug sprach unmißverständlich von der Wirkung seiner Worte. Das samaritische Weib verlangte nach dem lebendigen Wasser. Sie vergaß den Zweck ihres Kommens, vergaß auch des Heilandes Durst, den sie doch stillen wollte. Sie eilte mit freudig erregtem Herzen in die Stadt zurück, um den andern das köstliche Licht mitzuteilen, das sie empfangen hatte. LJ 174.2

Lies Johannes 4:30–42. Was geschah nach dieser Begegnung und was lehrt uns dies darüber, wie das Evangelium verbreitet werden kann?

Jesus saß noch auf dem Brunnenrand; sein Blick wanderte über die sich vor ihm ausbreitenden reifenden Kornfelder, auf denen die leuchtende Sonne lag. Er machte seine Jünger auf dieses Bild aufmerksam und knüpfte eine Belehrung daran: “Saget ihr nicht: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld, denn es ist weiß zur Ernte.” Johannes 4,35. Während er so sprach, blickte er auf die Schar, die raschen Schrittes dem Brunnen zueilte. Es waren noch vier Monate bis zur Erntezeit des Getreides; aber hier war schon eine Ernte reif für den Schnitter. LJ 174.4

“Schon empfängt Lohn”, sagte er, “der da schneidet, und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf daß sich miteinander freuen, der da sät und der da schneidet. Denn hier ist der Spruch wahr: Dieser sät, der andere schneidet.” Johannes 4,36.37. Hiermit kennzeichnete Jesus die hohe Aufgabe, die die Verkündiger des Evangeliums Gott gegenüber zu erfüllen haben. Sie sollen seine lebendigen Werkzeuge sein; denn Gott verlangt ihren persönlichen Dienst. Ob wir nun säen oder ernten, wir arbeiten für den Herrn. Einer streut den Samen aus, der andere birgt die Ernte; beide aber empfangen ihren Lohn. Sie erfreuen sich gemeinsam des Erfolges ihrer Arbeit. LJ 175.1

Jesus sprach zu den Jüngern: “Ich habe euch gesandt, zu schneiden, was ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit gekommen.” Johannes 4,38. Der Heiland schaute hier schon voraus auf die große Ernte am Pfingsttage. Die Jünger sollten dies keineswegs als Ergebnis ihrer eigenen Bemühungen betrachten. Sie setzten lediglich die Arbeit anderer fort. Seit dem Fall Adams hatte Christus fortwährend die Saat des Wortes an seine erwählten Diener weitergegeben, damit sie in die Herzen der Menschen gesenkt würde. Und ein unsichtbarer Mittler, ja eine allgegenwärtige Macht war in aller Stille, aber wirksam tätig gewesen, um die Ernte hervorzubringen. Der Tau, der Regen und der Sonnenschein der Gnade Gottes waren gegeben worden, um die ausgestreute Saat zu erfrischen und zu hegen. Christus war nun im Begriff, die Saat mit seinem eigenen Blut zu tränken. Seinen Jüngern wurde das Vorrecht eingeräumt, mit Gott zusammenzuarbeiten. Sie waren Mitarbeiter Christi und darin Nachfolger der heiligen Männer von alters her. Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten wurden Tausende an einem Tag gläubig. Das war das Ergebnis der Aussaat Christi, die Ernte seines Wirkens. LJ 175.2

Jesu Worte, die er zur Samariterin am Brunnen gesprochen hatte, waren auf fruchtbaren Boden gefallen. Wie schnell reifte die Ernte heran! Die Samariter kamen, hörten Jesus und glaubten an ihn. Sie scharten sich um ihn, überhäuften ihn mit Fragen und nahmen seine Erklärungen über alles, was ihnen bisher unverständlich gewesen war, aufmerksam entgegen. Während sie ihm lauschten, begann ihre Unruhe zu weichen. Sie waren gleich einem Volke, das in großer Dunkelheit einem plötzlich aufleuchtenden Lichte nachging, bis es den hellen Tag fand. Sie wurden nicht müde, dem Herrn zuzuhören, und wollten sich nicht mit einem kurzen Gespräch begnügen. Sie wollten mehr hören und wünschten auch, daß ihre Freunde in der Stadt diesen wunderbaren Lehrer hören möchten. So luden sie den Herrn ein, mit ihnen zu kommen und in ihrer Stadt zu bleiben. Zwei Tage weilte Jesus in Samarien, und viele Samariter wurden gläubig. LJ 175.3

Freitag, 2. November

Weiterführendes Studium

Die Samariter glaubten, daß der Messias als Erlöser nicht nur der Juden, sondern der ganzen Welt gekommen war. Der Heilige Geist hatte ihn durch Mose als einen von Gott gesandten Propheten vorausgesagt. Jakob hatte erklärt, daß diesem alle Völker anhangen werden, und Abraham ließ erkennen, daß in jenem Einen alle Völker gesegnet werden sollen. 1.Mose 49,10; 1.Mose 22,18; 1.Mose 12,3; 1.Mose 26,4; Galater 3,16. Auf diese Schriften gründeten die Samariter ihren Glauben an den Messias. Die Tatsache, daß die Juden die späteren Propheten mißdeutet haben, indem sie dem ersten Kommen Jesu allen Glanz und alle Herrlichkeit seines zweiten Kommens zuschrieben, hatte die Samariter veranlaßt, alle heiligen Schriften bis auf die von Mose gegebenen beiseite zu legen. Doch als der Heiland diese falschen Auslegungen hinwegwischte, nahmen viele die späteren Weissagungen an und auch die Worte von Christus selbst, die sich auf das Reich Gottes bezogen. LJ 176.2

Jesus hatte begonnen, die Scheidewand zwischen Juden und Heiden niederzureißen und der ganzen Welt die Heilsbotschaft zu verkünden. Obgleich er ein Jude war, verkehrte er unbefangen mit den Samaritern und beachtete nicht im geringsten den pharisäischen Brauch seines Volkes. Trotz aller Vorurteile nahm er die Gastfreundschaft dieser verachteten Menschen an. Er schlief unter ihrem Dach, aß mit ihnen an ihrem Tisch die Speise, die ihre Hände bereitet und aufgetragen hatten, lehrte auf ihren Straßen und behandelte sie äußerst freundlich und höflich. LJ 176.3