Verkehrt herum

Lektion 6, 3. Quartal August 3-9, 2024.

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Sabbatnachmittag 3. August

Gedächtnistext:

"Nichts, was außerhalb des Menschen ist und in ihn hineinkommt, kann ihn verunreinigen; sondern was aus ihm herauskommt, das ist es, was den Menschen verunreinigt.“ Markus 7:15


"Diese Abordnung wurde aus Jerusalem geschickt, um Jesus zu beobachten, damit man etwas findet, womit man ihn anklagen kann. Die Pharisäer sahen, dass die Jünger die Traditionen der Ältesten nicht sorgfältig beachteten. Sie hielten sich nicht an den Brauch des "Waschens der Becher und Töpfe, der ehernen Gefäße und der Tische". In der Hoffnung, eine Kontroverse zu provozieren, sagten die Pharisäer zu Christus: "Warum wandeln deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Ältesten, sondern essen das Brot mit ungewaschenen Händen?" Sie dachten, Christus Worte zu entlocken, aus denen sie Kapital schlagen konnten. Aber er antwortete ihnen mit Autorität, während sich die Göttlichkeit mit verblüffender Kraft offenbarte: "Wohl hat Jesaja von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir. Vergeblich beten sie mich an und lehren Menschengebote als Lehren. Denn ihr legt das Gebot Gottes beiseite und haltet an den Überlieferungen der Menschen fest, wie das Waschen der Töpfe und Becher, und vieles andere, was ihr tut." RH 8. März 1898, par. 2

"'Und er rief die Menge und sprach zu ihnen: Hört und begreift.' Er sprach ohne Zögern, aber mit Autorität, wie einer, der alle um sich herum erleuchten würde. "Nicht was zum Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen; sondern was aus dem Mund herauskommt, das verunreinigt den Menschen." Diese Worte, die vor den Augen der Menge gesprochen wurden, brachten die kirchlichen Mächte in Rage. Sie versuchten, den Einfluss Christi auf das Volk zu zerstören, aber er verkündete so viel göttliche Wahrheit, dass sie es nicht wagten, ihm weitere Fragen zu stellen. Christus wusste, dass man ihm zuhören würde, wenn er direkt zu den Menschen sprechen und ihnen die Heilige Schrift eröffnen würde, denn sie waren in einer weitaus aufnahmefähigeren Geisteshaltung als die Führer. Die Strafe würde diejenigen treffen, die sie vom Pfad der Rechtschaffenheit abbrachten. Das Volk hörte begierig auf alles, was Christus sagte, denn nie zuvor hatten sie solche Worte gehört. Sie waren klar, direkt, eindringlich und kurz und definierten deutlich die wahre Bedeutung von Sünde und Verunreinigung." RH 8. März 1898, par. 4

Sonntag, 4. August

Menschliche Überlieferungen kontra Gottes Gebote


Lies Markus 7:1-13. Welche wichtigen Wahrheiten werden hier präsentiert?

Abermals wurde die Nichtbeachtung der überlieferten Vorschriften, mit denen das Gesetz Gottes belastet worden war, Grund zur Klage gegen ihn. Diese Satzungen waren angeblich dazu bestimmt, die Beachtung des Gesetzes zu schützen, wurden jedoch über das Gesetz selbst gestellt. Wenn sie aber mit den Zehn Geboten in Widerspruch gerieten, wurden die Vorschriften der Rabbiner vorgezogen. LJ 388.2

Eine der strengsten Vorschriften war die zeremonielle Reinigung. Die vor dem Essen zu beachtenden Formen zu vernachlässigen, galt als schwere Sünde, die sowohl in dieser als auch in der zukünftigen Welt bestraft werden würde. Man hielt es für eine Tugend, den Übertreter solcher Verordnungen unschädlich zu machen. LJ 388.3

Die Reinigungsverordnungen waren sehr zahlreich. Ein ganzes Menschenleben reichte kaum aus, um sie alle kennenzulernen. Das Leben derer, die ernstlich versuchten, den Anforderungen der Rabbiner nachzukommen, war ein einziger Kampf gegen zeremonielle Verunreinigung, eine endlose Reihe von Waschungen und Reinigungen. Während das Volk sich mit all den unbedeutenden Unterschieden und Vorschriften beschäftigte, die Gott gar nicht verlangte, wurde seine Aufmerksamkeit von den bedeutsamen Grundsätzen des Gesetzes abgelenkt. LJ 389.1

Christus und seine Jünger führten diese zeremoniellen Waschungen nicht aus, und die Abgesandten der Pharisäer machten diese Vernachlässigung zum Grund ihrer Anklage. Sie wagten jedoch keinen unverhüllten Angriff auf den Herrn, sondern kamen zu ihm und beschuldigten seine Jünger. Vor allem Volk fragten sie ihn: “Warum übertreten deine Jünger die Satzungen der Ältesten? Sie unterlassen die Waschung der Hände vor dem Essen.” Matthäus 15,2. LJ 389.2

Wenn die Botschaft der Wahrheit Seelen mit besonderer Kraft ergreift, regt Satan seine Helfer an, einen Streit über geringfügige Fragen vom Zaune zu brechen, und sucht auf diese Weise die Aufmerksamkeit von dem wirklichen Geschehen abzulenken. Sowie ein gutes Werk begonnen wird, sind Krittler bereit, über Äußerlichkeiten und Förmlichkeiten zu streiten, um die Gemüter von den lebendigen Wahrheiten abzubringen. Wenn es den Anschein hat, als ob Gott auf besondere Weise für sein Volk wirken will, sollte dieses sich nicht verleiten lassen, auf Streitfragen einzugehen, die er Seele nur zum Verderben gereichen können. Die wichtigsten Fragen für uns sind: Habe ich den seligmachenden Glauben an den Sohn Gottes? Lebe ich mein Leben in Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes? “Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen.” Johannes 3,36. “Und an dem merken wir, daß wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten.” 1.Johannes 2,3. LJ 389.3

Montag, 5. August

Reine Hände oder ein reines Herz?


Lies Markus 7:14-19. Was hat Jesus mit dem Rätsel in Markus 7:15 gemeint?

Den verschlagenen Spähern rief er zu: “Ihr Heuchler, gar fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen: ‘Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.’” Matthäus 15,7-9. Christi Worte waren eine Anklage gegen das Pharisäertum. Er wies darauf hin, daß sich die Rabbiner über Gott erhoben hatten, indem sie ihre Gebote über die göttlichen Verordnungen setzten. LJ 390.2

Die Abgesandten von Jerusalem waren wuterfüllt. Sie konnten den Herrn nicht als einen Übertreter des mosaischen Gesetzes anklagen; denn er sprach ja als dessen Verteidiger gegen ihre Überlieferungen. Die erhabenen Vorschriften des Gesetzes, die er gelehrt hatte, zeigten einen auffallenden Gegensatz zu den kleinlichen Regeln, die sich Menschen ausgedacht hatten. LJ 391.1

Jesus erklärte der Menge und danach besonders seinen Jüngern, daß die Verunreinigung nicht von außen, sondern von innen heraus geschehe. Reinheit und Unreinheit betreffen die Seele: die böse Tat, das böse Wort, der schlechte Gedanke, jede Übertretung des Gesetzes verunreinigten den Menschen, aber nicht die Vernachlässigung äußerlicher, von Menschen beschlossener Verordnungen. LJ 391.2

Lies Markus 7:20-23. Was sagte Jesus, was die Verunreinigung eines Menschen verursacht?

Er sprach aber: Was aus dem Menschen herauskommt, das verunreinigt den Menschen. 21 Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor, Ehebruch, Unzucht, Mord, Diebstahl, Geiz, Bosheit, Betrug, Zügellosigkeit, Neid, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen heraus und verunreinigt den Menschen.“ Markus 7:20-23

Noch immer werden menschliche Weisungen an die Stelle der Gebote Gottes gesetzt; selbst unter den Christen gibt es Einrichtungen und Gebräuche, die keine bessere Grundlage haben als die Überlieferungen der Väter. Solche Einrichtungen, die auf rein menschlicher Grundlage beruhen, haben die göttlichen Bestimmungen verdrängt; die Menschen halten an ihren Überlieferungen fest, verehren ihre menschliche Gewohnheiten und hassen alle, die ihnen ihren Irrtum zu beweisen suchen. In dieser Zeit, da wir angehalten sind, andere auf die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus aufmerksam zu machen, erleben wir die gleiche Feindschaft, die sich zur Zeit Christi offenbarte. Es steht geschrieben: “Der Drache, ward zornig über das Weib und ging hin, zu streiten wider die übrigen von ihrem Geschlecht, die da Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.” Offenbarung 12,17. LJ 391.5

“Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden ausgerissen.” Matthäus 15,13. Gott gebietet uns, an Stelle der Autorität der sogenannten Kirchenväter das Wort des ewigen Vaters, des Herrn des Himmels und der Erde, anzunehmen. Hier allein finden wir die reine Wahrheit. Der Psalmist sagte: “Ich habe mehr Einsicht als alle meine Lehrer; denn über deine Mahnungen sinne ich nach. Ich bin klüger als die Alten; denn ich halte mich an deine Befehle.” Psalm 119,99.100. Möchten doch alle, die sich unter die menschliche Autorität — seien es die Gebräuche der Kirche oder die Überlieferungen der Väter — beugen, die Warnung beachten, die in Christi Worten liegt: “Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.” Matthäus 15,9. LJ 392.1

Dienstag, 6. August

Krümel für die Hunde


Lies Markus 7:24-30. Welche wichtigen Lektionen finden Sie in dieser Geschichte?

Das kanaanäische Weib brachte ihre Bitte mit immer dringlicherem Ernst vor, fiel zu Jesu Füßen nieder und rief: “Herr, hilf mir!” Aber der Herr wandte sich offenbar abermals von ihren Bitten ab, wie es auch die gefühllosen Juden in ihrem Vorurteil getan haben würden, und antwortete: “Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.” Matthäus 15,25.26. Dies kam im Grunde genommen der Behauptung gleich, daß es nicht gerecht sei, die Segnungen, die Gottes auserwähltem Volk galten, an Fremde und Ausländer zu verschwenden. Jesu Antwort hätte jeden weniger ernsthaft suchenden Menschen äußerst entmutigt. Aber die Frau spürte, daß für sie eine günstige Gelegenheit gekommen war. Auch in dieser scheinbar ablehnenden Antwort Jesu erkannte sie sein Mitgefühl, das er nicht verbergen konnte. Sie sagte: “Ja, Herr; aber doch essen die Hunde von den Brosamen, die von ihrer Herren Tisch fallen.” Matthäus 15,27. Während die Kinder der Familie an des Vaters Tisch gespeist werden, vergißt man auch die Hunde nicht; denn sie haben ein Anrecht auf die Brosamen, die von der reichgedeckten Tafel fallen. Empfing nun Israel so viele Segnungen, sollte es für diese Frau keinen Segen geben? Sie wurde als “Hund” betrachtet. Hatte sie nicht dadurch wenigstens den Anspruch eines Hundes auf die Brosamen der göttlichen Barmherzigkeit? LJ 395.1

Jesus hatte den Ort seiner Tätigkeit gewechselt, weil die Schriftgelehrten und Pharisäer ihm nach dem Leben trachteten; sie hatten gemurrt und geklagt, hatten Unglauben und Bitterkeit bekundet und das ihnen so bereitwillig angebotene Heil verworfen. Nun trifft der Heiland hier eine Frau aus dem unglücklichen und verachteten Geschlecht der Kanaaniter, das nichts von der Gnade Gottes und seinem Wort weiß; dennoch überläßt sich diese Frau sogleich dem göttlichen Einfluß Christi und vertraut blind seiner Macht, ihre Bitte erfüllen zu können. Sie bittet um die Brosamen, die von des Herrn Tisch fallen! Wenn sie schon dieses Vorrecht eines Hundes haben darf, ist sie auch gewillt, wie ein Hund angesehen zu werden. Sie kennt kein nationales oder religiöses Vorurteil, keinen Stolz, der ihr Handeln beeinflussen könnte. Sie anerkennt einfach Jesus als ihren Erlöser, der imstande ist, alles zu tun, worum sie ihn bittet. LJ 395.2

Der Heiland ist befriedigt. Er hat ihren Glauben geprüft und durch sein Verhalten ihr gegenüber gezeigt, daß sie, die man als eine Ausgestoßene betrachtete, nicht länger mehr ein Fremdling ist, sondern ein Kind in der Familie Gottes. Als solche hat sie auch das Recht, an den Gaben des Vaters teilzuhaben. Christus erfüllt ihre Bitte und beendet damit auch die Belehrung für seine Jünger. Er blickt die Frau freundlich an und sagt ihr: “O Weib, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!” Matthäus 15,28. Von diesem Augenblick an war ihre Tochter gesund, und der böse Geist plagte sie nicht mehr. Die Mutter aber ging dankbar und frohen Herzens hinweg und bekannte Jesus als ihren Heiland. LJ 396.1

Dies war das einzige Wunder, das Jesus während dieser Reise wirkte. Nur um diese Tat vollbringen zu können, war er nach Tyrus und Sidon gegangen. Er wollte die betrübte Frau trösten. Gleichzeitig wollte er seinen Jüngern für die Zeit, da er nicht mehr bei ihnen sein würde, ein Beispiel seiner Barmherzigkeit an einem Menschen eines verachteten Volkes geben. Er wünschte die Jünger aus ihrer jüdischen Enge und Abgeschlossenheit herauszuführen und in ihnen die Freude am Dienst über die Grenzen des eigenen Volkes hinaus zu wecken. LJ 396.2

Jesus wollte gern das tiefe Geheimnis der Wahrheit enthüllen, das Jahrhundertelang verborgen geblieben war, daß nämlich die Heiden mit den Juden Erben sein sollten, “Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus ... durch das Evangelium”. Epheser 3,6. Diese Wahrheit lernten die Jünger nur langsam, und der göttliche Lehrer erteilte ihnen darin eine Lektion nach der anderen. Als er den Glauben des Hauptmanns von Kapernaum belohnte und den Bewohnern Sichems das Evangelium predigte, hatte er bereits gezeigt, daß er die Unduldsamkeit der Juden nicht mitmachte. Immerhin, die Samariter besaßen einige Gotteserkenntnis, und der Hauptmann hatte Israel gegenüber Wohlwollen gezeigt; jetzt aber brachte Jesus die Jünger mit einer Heidin in Verbindung, die — wie sie meinten — genausowenig wie irgend jemand anders ihres heidnischen Volkes eine Gunst von ihm erwarten könnte. Der Herr wollte ein Beispiel geben, wie solch ein Mensch zu behandeln sei, hatten doch die Jünger gedacht, daß er das Geschenk seiner Gnade zu großzügig verteilte. Er wollte ihnen zeigen, daß seine Liebe nicht auf eine Rasse oder eine Nation begrenzt sei. LJ 396.3

Als Christus sagte: “Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel” (Matthäus 15,24), gab er den Jüngern eine tiefe Lehre. Durch die Wundertat an dem kanaanäischen Weibe erfüllte er seine Aufgabe. Diese Frau gehörte zu den “verlorenen Schafen”, die die Israeliten retten sollten; denn diese Aufgabe war ihnen aufgetragen worden. Sie aber hatten ihre Bestimmung vernachlässigt, so daß Christus nun dieser Aufgabe nachkam. LJ 397.1

Die Jünger erkannten durch diese Tat deutlicher als je die vor ihnen liegende Aufgabe an den Heiden. Ein weites Arbeitsfeld außerhalb Judäas erwartete sie. Sie sahen Menschen mit Sorgen beladen, die den Begünstigteren unter ihnen unbekannt blieben. Und doch fanden sich unter denen, die zu verachten man sie gelehrt hatte, Menschen, die nach der Hilfe des Heilandes verlangten, die nach der Wahrheit hungerten, welche den Juden so reichlich gegeben worden war. LJ 397.2

Später wandten sich die Juden immer nachdrücklicher von den Jüngern ab, weil diese erklärten, Jesus sei der Retter der Welt. Außerdem war die trennende Wand zwischen Juden und Heiden durch den Tod Christi niedergebrochen. Diese und andere ähnliche Lehren wiesen auf das nicht durch Sitte und Volkstum eingeschränkte Werk des Evangeliums hin; sie übten einen machtvollen Einfluß auf die Nachfolger Christi aus und zeigten ihnen den Weg zu ihrer Aufgabe. LJ 397.3

Mittwoch, 7. August

Gefesselte Zunge


Lies Markus 7:31-37. Wer wurde zu Jesus gebracht und was hat Jesus für ihn getan?

Hier hatte Jesus die Besessenen geheilt, hier hatte das Volk, erregt über die Vernichtung der Schweineherden, ihn gedrängt, das Land zu verlassen. Doch in der Zwischenzeit war ihnen so viel Wunderbares von dem Heiland bekanntgeworden, daß sie den Wunsch hatten, ihn wiederzusehen. Als Jesus wieder in dieses Gebiet kam, scharte sich das Volk um ihn. Man brachte “zu ihm einen, der taub und stumm war”. Jesus heilte diesen Mann nicht nur — wie es sonst zu geschehen pflegte — durch das Wort, sondern nahm ihn beiseite, legte seine Finger in dessen Ohren und berührte dessen Zunge, dann sah er auf zum Himmel und klagte über die Ohren, die sich weigerten, auf die Wahrheit zu hören, und über die Zungen, die es unterließen, den Erlöser anzuerkennen. Bei dem Wort “Tu dich auf!” erhielt der Taube seine Sprache wieder. Entgegen der Aufforderung, die Heilung für sich zu behalten, ging er hinweg und verkündete allen das Erlebnis seiner Heilung. Markus 7,32ff. LJ 399.2

Jesus ging auf einen Berg, wohin ihm auch die Menge folgte, die weiter Kranke und Lahme zu ihm brachte und sie zu seinen Füßen niederlegte. Er heilte sie alle; und die Menge — Heiden, die sie waren — pries den Gott Israels. Drei Tage lang versammelten sie sich um den Heiland, schliefen nachts unter freiem Himmel und drängten sich am Tage in seine Nähe, um seine Worte zu hören und seine Werke zu sehen. Dann hatten sie keine Nahrung mehr. Der Heiland aber wollte sie nicht hungrig von sich gehen lassen und gebot seinen Jüngern, ihnen Speise zu geben. Diese aber offenbarten abermals ihren Unglauben. Obgleich sie in Bethsaida erlebt hatten, daß durch Jesu Segen der kleinste Vorrat ausreichte, um die gewaltige Volksmenge zu speisen, brachten sie — im Vertrauen auf seine Macht, es für die hungrige Schar vervielfältigen zu können — doch nicht das Wenige, das sie besaßen. Außerdem waren die Menschen in Bethsaida Juden und diese hier nur Ungläubige und Heiden. Das jüdische Vorurteil beherrschte noch immer die Herzen der Jünger. Sie sagten zu Jesus: “Woher sollen wir so viel Brot nehmen in der Wüste, daß wir so viel Volks sättigen?” Matthäus 15,33. Sie gehorchten dann aber doch den Worten ihres Meisters und brachten, was sie hatten: sieben Brote und zwei Fische. Die Menge wurde gespeist, und sieben Körbe mit Brocken blieben übrig. Viertausend Männer, dazu Frauen und Kinder, wurden auf diese Weise gestärkt, und Jesus schickte sie alle mit frohem, dankbarem Herzen wieder nach Hause. LJ 399.3

Donnerstag, 8. August

Vorsicht, schlechtes Brot


Lies Markus 8:11-13. Welches Vorgehen der Pharisäer hat Jesus tief enttäuscht?

 Jetzt kamen die Sadduzäer und Pharisäer zu Christus und verlangten ein Zeichen vom Himmel. Als zur Zeit Josuas das Volk Israel zum Kampf gegen die Kanaaniter nach Beth-Horon zog, stand auf des Anführers Befehl die Sonne still, bis der Sieg erkämpft war. Viele ähnliche Wunder verzeichnet die Geschichte Israels. Jetzt verlangten die Juden ein solches Zeichen von Jesus. Er aber wußte, daß die Juden solcher Zeichen nicht bedurften. Diese rein äußerlichen Zeichen konnten ihnen gar nichts nützen; sie bedurften keiner Erleuchtung ihres Verstandes, sondern einer Erneuerung ihres Herzens. LJ 400.3

Jesus sagte ihnen: “Über des Himmels Aussehen könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen?” Matthäus 16,3. Die Worte Jesu, gesprochen in der Kraft des Heiligen Geistes, der ihnen über ihre Sünde die Augen öffnete, waren das Zeichen, das Gott ihnen zu ihrem Heil gegeben hatte. Es waren außerdem noch eine Reihe klarer himmlischer Zeichen geschehen, die Jesu Sendung bezeugten: der Gesang der Engel vor den Hirten, der Stern, der die Weisen leitete, und die Stimme vom Himmel bei Christi Taufe. LJ 401.1

Jedes Wunder Jesu war ein Zeichen seiner Gottheit. Er erfüllte genau die Aufgabe, die von dem Messias geweissagt worden war; aber die Pharisäer empfanden diese Werke der Barmherzigkeit als ausgesprochenes Ärgernis. Die jüdischen Obersten standen dem Elend des Volkes herzlos und gleichgültig gegenüber. In vielen Fällen hatten ihre Selbstsucht und Unterdrückung die Leiden verursacht, die Christus heilte. So blieben seine Wunder ihnen ein beständiger Vorwurf. LJ 401.3

Was den göttlichen Charakter Jesu besonders hervorhob, war für die Juden Anlaß, ihn zu verwerfen. Der größte Wert seiner Wunder lag in der Tatsache, daß diese zum Segen der Menschen geschahen. Der eindringlichste Beweis, daß er von Gott gesandt war, lag darin, daß sein Leben das Wesen Gottes offenbarte. Er tat Gottes Werke und sprach Gottes Worte. Und solch Leben ist das größte aller Wunder. LJ 402.1

Wenn in unserer Zeit die Wahrheit verkündigt wird, dann rufen viele wie einst die alten Juden: “Zeigt uns ein Zeichen! Wirkt ein Wunder!” Christus tat kein Zeichen auf Befehl der Pharisäer, ebensowenig wirkte er auf Satans Einflüsterungen in der Wüste irgendein Wunder. Er teilt auch uns keine Kraft mit, damit wir uns selbst rechtfertigen oder den Forderungen des Unglaubens und des Stolzes nachkommen können. Dennoch ist das Evangelium in seiner Verkündigung nicht ohne Zeichen seines göttlichen Ursprungs. Ist es kein Wunder, daß wir uns aus den Fesseln Satans befreien können? Feindschaft gegen Satan liegt nicht in der Natur des menschlichen Herzens; sie erwächst in uns vielmehr durch die Gnade Gottes. Wenn eine Seele, die von einem launischen und eigensinnigen Willen beherrscht wurde, nun frei wird und sich völlig dem göttlichen Einfluß hingibt, oder wenn ein Mensch, der starken Irrtümern erlegen war, zur Erkenntnis der Wahrheit kommt — dann ist ein Wunder geschehen! Wenn ein Mensch sich bekehrt, Gott lieben lernt und seine Gebote hält, erfüllt sich die Verheißung Gottes. “Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben.” Hesekiel 36,26. Die Veränderung im menschlichen Herzen, die Umgestaltung des menschlichen Charakters ist ein Wunder, das einen lebendigen Heiland offenbart, der für das Seelenheil der Menschen wirkt. Ein beständiges Leben in Christus ist ein großes Wunder. Das Zeichen, das stets die Predigt des Wortes Gottes begleiten sollte, ist die Gegenwart des Heiligen Geistes, die das Wort an denen, die es hören, zu einer belebenden Kraft macht. Das ist Gottes Zeugnis vor der Welt von der göttlichen Sendung seines Sohnes. LJ 402.2

Lies Markus 8:14-21. Was hatten die Jünger vergessen, und was wollte Jesus damit sagen?

Jesus “seufzte in seinem Geist” (Markus 8,12), wandte sich von den Kritikastern ab und betrat wieder das Boot seiner Jünger. In sorgenvoller Stille fuhren sie zurück. Sie kamen jedoch nicht dort an Land, wo sie abgefahren waren, sondern schifften in Richtung Bethsaida, in dessen Nähe die Speisung der Fünftausend erfolgt war. Als sie das Ufer erreichten, sagte Jesus: “Sehet zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!” Matthäus 16,6. Seit den Tagen Moses war es bei den Juden Sitte, zum Passahfest allen Sauerteig aus dem Haus zu entfernen. Sie waren unterwiesen worden, im Sauerteig ein Sinnbild der Sünde zu sehen. Die Jünger jedoch verstanden Jesus nicht. Bei ihrem plötzlichen Aufbruch von Magdala hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. Sie hatten nur einen einzigen Laib bei sich. Sie meinten nun, Jesus beziehe sich auf diesen Umstand und warne sie davor, Brot bei den Pharisäern oder Sadduzäern zu kaufen. Mangel an Glauben und geistlicher Einsicht hatte sie schon häufig dazu verleitet, seine Worte in ähnlicher Weise mißzuverstehen. Jesus tadelte sie wegen ihrer Auffassung, daß derjenige, der mit einigen Fischen und Gerstenbroten Tausende gespeist hatte, mit dieser ernsten Warnung nur vergängliche Nahrung meinte. Es bestand die Gefahr, daß die Jünger durch das listige Denken der Pharisäer und Sadduzäer mit Unglauben infiziert und dadurch veranlaßt würden, von den Werken Christi geringschätzig zu denken. LJ 403.1

Der Sauerteig im Mehl wirkt unmerklich und überträgt sein Gären auf den ganzen Teig. So durchdringt auch die Heuchelei, wenn sie im Herzen gehegt wird, den Charakter und das ganze Leben. Ein treffendes Beispiel der Heuchelei der Pharisäer hatte Christus bereits angeprangert mit der Verurteilung der Korban-Sitte, durch welche die Vernachlässigung der Kindespflicht mit einem Anschein von Großzügigkeit gegenüber dem Tempel bemäntelt wurde. Die Schriftgelehrten und Pharisäer führten trügerische Grundsätze ein. Sie verbargen so die wahre Absicht ihrer Lehren und nutzten jede Gelegenheit, sie den Herzen ihrer Zuhörer einzuflößen. Diese Falschen Grundsätze wirkten, sobald sie angenommen wurden, wie Sauerteig im Mehl und durchdrangen und verwandelten das ganze Wesen. Diese trügerischen Lehren waren es, die es dem Volk so schwer machten, den Worten Christi zu glauben. LJ 403.4

Der gleiche Einfluß geht heute von jenen aus, die das Gesetz Gottes derart zu erklären versuchen, daß es mit ihren Lebensgewohnheiten übereinstimmt. Diese Gruppe greift das Gesetz nicht offen an, sondern vertritt spekulative Theorien, die dessen Grundsätze aushöhlen. Ihre Erklärungen haben das Ziel, die Macht des Gesetzes zu zerstören. LJ 404.1

Freitag, 9. August

Weiterführendes Studium

Wie weitverbreitet ist unter den Nachfolgern des Herrn — wie damals schon — diese feine, trügerische Sünde! Wie oft sind unser Dienst für Christus und unsere Gemeinschaft untereinander getrübt durch den geheimen Wunsch nach Selbsterhöhung! Wie rasch stellt sich das Verlangen nach Eigenlob und menschlichem Beifall ein! Eigenliebe und der Wunsch nach einem bequemeren als dem von Gott verordneten Weg führen dazu, die göttlichen Weisungen durch menschliche Theorien und Traditionen zu ersetzen. Zu seinen eigenen Jüngern sprach Jesus die mahnenden Worte: “Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer!” LJ 405.1

Die Religion Christi ist eine Religion der Aufrichtigkeit. Eifer um die Ehre Gottes ist der Beweggrund, den der Heilige Geist ins Herz pflanzt, und nur das durchdringende Wirken des Geistes kann dieses Motiv einpflanzen. Nur Gottes Macht vermag Selbstsucht und Heuchelei zu verbannen. Dieser Wandel ist das Zeichen seines Wirkens. Ob unser Glaube in der richtigen Weise ausgeübt wird, können wir daran erkennen, daß er die Selbstsucht und allen Schein ausrottet und daß wir nicht die eigene, sondern Gottes Ehre suchen. “Vater, verherrliche deinen Namen!” Johannes 12,28. war das Schlüsselwort des Lebens Christi, und wenn wir Christus folgen, wird es auch das Motto unseres Lebens sein. Wir werden ermahnt, zu wandeln “gleichwie er gewandelt ist”. 1.Johannes 2,6. “An dem merken wir, daß wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten.” 1.Johannes 2,3. LJ 405.2